Namibia – Teil 10: Von kaputten Beinen & Ketten im Mount Zebra Park

Rumpel, krach, schepper – die Fahrt über die Wellblechpiste zu unserem heutigen Übernachtungsplatz zieht sich wie Kaugummi und die Stimmung in Rotkäppchen ist trotz des heutigen Dünen-Spaß in Sossusvlei bescheiden. Während unsere Freunde Steffi & Maxi mit ihrem Mietwagen problemlos und zugleich sorglos über die nicht enden wollende, wellige und mit Schlaglöchern überzogene Sandpiste heizen, versucht Max so sanft wie möglich unser geliebtes Rotkäppchen mit deutlich weniger PS und gekonnten Ausweichmanövern heil ans Ziel zu bringen. Nach einer Stunde Fahrt, beschließen wir unsere Freunde schon einmal alleine zum Naukluft Mount Zebra Park und dem darin liegenden Camp vorzuschicken, damit sie einen passenden Schlafplatz im Hellen auskundschaften und bestenfalls schon zum Kochen anfangen können. Nach Einbruch der Dunkelheit erreichen schließlich auch wir das Camp. Dort erfahren wir von den zwei Camping-Greenhorns, dass Teile unseres Abendessens leider einen der diebischen kleinen Affen zum Opfer gefallen sind. Gänzlich unbemerkt hatte sich der Baboon den für den heutigen Abend vorgesehenen Kürbis vom Camping-Tisch geklaut. Nicht, ohne noch frech zwei, drei sandige Pfoten-Abdrücke auf der Besteck-Matte zu hinterlassen. Wir nehmen’s mit Humor und lassen uns die somit um eine Komponente reduzierte Pasta trotzdem schmecken.

Der Abend ist kalt, der Morgen noch kälter. Während sich Maxi & Steffi noch einmal genüsslich im warmen Schlafsack umdrehen, haben Max und ich uns heute vorgenommen im Morgengrauen aufzustehen, um einen 11 Kilometer langen Hike durch den Mount Zebra Park zu unternehmen. Wir sind scheints die ersten im Camp, die sich mit Stirnlampen aus dem Zelt schälen und ohne zu frühstücken das Zelt einklappen, um mit dem Auto zum Ausgangspunkt der Wanderung zu fahren.

Abends hatten wir uns zur Wanderung noch informiert und beim Camping-Platz Personal ein paar wertvolle Tipps geben lassen. Die Wanderung sollte man nach deren Aussage am besten mit einem Guide zurücklegen, da vor allem die Kletterpassage anspruchsvoll und nichts für schwache Nerven sein soll – außerdem sagt man uns, dass nur eine Seite der Felswand sicher wäre für den Abstieg in die Schlucht, da das Seil auf der anderen Seite kaputt wäre. Welche die „richtige“ Seite ist, lässt sich aber in dem netten Gespräch leider nicht ganz nachvollziehen – es wir aber in der Karte, die uns ausgehändigt wird die rechte Seite markiert. Das könnte noch spannend werden.

Das kann spannend werden – unsere Wanderkarte durch den Park
Max‘ Vorfreude auf die bevorstehende Wanderung

Zuerst gilt es aber den dreikilometerlangen Aufstieg mit leerem Magen zu meistern. Nach anfänglicher Kälte stehen uns schnell die Schweißperlen auf der Stirn. Doch je höher wir kommen, desto grandioser wird der Ausblick.

Das Licht ist am frühen Morgen wahnsinnig klar und wir sehen bei Ankunft am höchsten Punkt tatsächlich die Tiere, die dem Mount Zebra Park ihren Namen verliehen haben: Zebras. Eine Mutter mit ihrem Zebra-Kind schaut überrascht auf, als sie uns entdecken und gehen auf Sicherheitsabstand.

Amrei mit Zebras im Hintergrund – wer entdeckt sie?

Daneben bekommen wir noch jede Menge Klippspringer und Buschratten zu Gesicht. Nach einer kurzen Stärkung geht’s wieder bergab in Richtung Schlucht – die steinernen Wände rechts und links werden immer höher und man kann sich gut vorstellen, wie zu Regenzeiten sich hier das Wasser füllt und eine reißende Flut einiges an Schutt und Bäumen mit sich trägt. Immer wieder entdecken wir entlang des Wegs Anzeichen von Zebras. Unter anderem sehen wir aber auch traurige Überreste eines der Tiere in Form eines abgerissenen Beins. Ob das wohl ein Zeichen dafür ist, dass hier nicht nur harmlose Zebras unterwegs sind und man vielleicht deswegen nicht unbedingt die Strecke allein entlangwandern sollte?

Nach einigen Kilometern Schluchtenwanderung kommen wir zur herausfordernsten Passage der Wanderung: Die Klettereinheit entlang der Kette. Die Unwissenheit, welche der beiden Ketten – an der rechten oder linken Steinwand – stabil sein soll, macht die Kletterpartie noch etwas spannender.

Wir entscheiden uns für den richtigen Pfad und schaffen es ohne weitere Probleme, nur mit etwas Adrenalin im Blut sicher runter auf den Boden der Schlucht und können unsere Wanderung fortsetzen. Gegen Mittag ist die Wanderung geschafft und wir erreichen durstig & verschwitzt, aber gleichzeitig sehr zufrieden unser Auto. Während unsere Freund sich heute eine luxuriöse Nacht in einem etwas besseren Camp vor ihrer Rückreise nach Deutschland gönnen, haben wir etwas außerhalb des Mount Zebra Parks ein gemütliches Camp ausfindig gemacht. Dort nutzen wir den Nachmittag zum Aufräumen, Schauben festziehen, Brot Backen und Lesen.

Am nächsten Tag geht es nach Windhoek, der Hauptstadt Namibias. Nach einem kurzen Stopp für ein angeblich „traditional breakfast“ am Straßenrand fahren wir in die entspannt wirkende Großstadt. Kein Gehupe, kein chaotischer Verkehr, so lässt es sich aushalten. Zwar schaffen wir es nicht, die sich langsam zu Ende neigenden Gasvorräte aufzufüllen, dafür finden wir zum ersten Mal seit langem auf unserer Reise einen richtigen Souvenir-Markt. Nach gut 4 Monaten Reise mit vielen tollen Eindrücken aber kaum „Errungenschaften“ zum Verschenken für die Daheimgebliebenen eine willkommen Möglichkeit Mitbringsel einzukaufen. Wir treffen unsere Freunde für den letzten gemeinsamen Abend im Urban Camp – einem scheints sehr beliebten Camp mitten in der Hauptstadt, das Start- & Endpunkt vieler Namibia-Reisenden zu sein scheint. Leider hat sich unser Freund Maxi beim Ausflug ins luxuriöse Namibia den Magen verdorben, weshalb der letzte gemeinsame Abend leider nur zu Dritt und mit etwas gedämpfter Stimmung ausfällt. Am nächsten Morgen trennen sich leider unsere Wege – während sich unsere Freunde auf den Weg zum Flughafen machen, treten wir wieder zu zweit die Weiterreise an die Grenze nach Botswana an.

Rotkäppchen im Morgenlicht