Namibia – Teil 9: Sand, Dünen & noch mehr Sand in Sossusvlei

Windig und kalt begrüßt uns die Morgenluft, als wir am nächsten Morgen den Reißverschluss unseres Zeltes öffnen. Doch unsere Aufmerksamkeit verlagert sich schnell: Wir haben Gäste. Einige Schakale haben sich rund um unser Nachtlager versammelt, um nach Essbarem zu suchen. Zwar scheinen die Tiere eher scheu und wenig angriffslustig zu sein – trotzdem vermeiden wir es den 4-Beinern zu nahe zu kommen. Schnell Zähneputzen und mit klammen Händen die Zelte zusammenpacken lautet die Losung und schon setzen wir unsere Fahrt entlang der Küste fort mit Zwischenstopp in Swakopmund.

Die Stadt Swakopmund ist geschichtsträchtig und zeugt an vielen Stellen von der deutschen Kolonialgeschichte. Aufgrund der Bedeutsamkeit ihres Hafens war Swakopmund während der deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika ein wichtiger Anlaufpunkt für deutsche Siedler. Viele Gebäude in der Stadt gehen auf die Kolonialzeit zurück und auch Relikte wie deutsche Bäckereien sowie Schwarzwälderkirschtorte auf den Speisekarten ausgewählter Restaurants sind skurrile Hinweise auf die deutsche Geschichte. Wir spazieren durch die Stadt, lassen uns an einer Imbissbude frischen Fisch schmecken. Die Gebäude sind rausgeputzt und zumeist schön saniert, eine Stadt, die zum Verweilen einlädt. Dennoch entscheiden wir uns Swakopmund am frühen Nachmittag zu verlassen und in Richtung Walvis Bay weiterzufahren, um dort bestenfalls einen schönen Camping Spot für die Nacht zu finden.

Doch anstatt eines geeigneten Übernachtungsspots entdecken wir in Walvis Bay etwas anderes: Hunderte von Flamingos stehen mit ihren langen Beinen entlang der seichten Lagune im Meer und leuchten rosarot aus dem Wasser. Ein herrlicher Anblick, den wir vom Ufer aus genießen und gemütlich weiter entlang der Lagune des Pink Lakes vorbei an einer großen Salzgewinnungsanlage fahren. Trotz des wunderschönen Anblicks der rosa & weiß schimmernden Tiere, beschließen wir an diesem doch sehr windigen Ort nicht zu übernachten, sondern lieber einen alternativen Campingspot aufzusuchen.

Wir werden fündig: Der Parkplatz der Düne Nummer 7 wird unser Stellplatz für diese Nacht. Bei der Dune 7 handelt es sich um eine knapp 150m hohe Sanddüne, die tagsüber von Tagestouristen aufgesucht und zum Picknicken genutzt wird. Jetzt zur Dämmerung treiben sich nur ein paar zwielichtig wirkende Gestalten auf dem Parkplatz rum und wir hoffen, dass sich diese schnell einen besseren Ort zum Rumlungern suchen werden. Bevor wir uns häuslich niederlassen, unsere Zelte aufklappen und Abendessen vorbereiten, wollen wir aber noch bei Tageslicht die Düne besteigen. Mit Euphorie laufen ich auf den sandigen Hügel zu, doch schnell wird mir klar, dass der Aufstieg alles andere als einfach wird. Mit jedem Schritt sinkt man tief in den feinen, rötlichen Sand ein und jeder Schritt in Richtung Peak kostet ordentlich Kraft. Stark schnaufend schaffen wir es schließlich zum Zenit der Düne mit einem wunderschönen Blick über die sandige Prärie zu unseren Füßen.

Doch der schweißtreibende Aufstieg hat sich doppelt gelohnt – neben dem grandiosen Ausblick ist der Abstieg oder besser das Springen, Laufen und Purzeln die Düne hinunter ein riesiger Spaß. Wieder am Fuße der Düne angekommen haben wir uns eine ausgiebige Grillsession mit Buren-Bratwürsten, Fleisch und überm Feuer gegrillten Sandwiches an einer der fest installierten Grillstellen verdient. Trotz des beeindruckenden Sternenhimmels werden wir allerdings wieder einmal in unsere Zelte vertrieben – sobald die Sonne verschwunden ist, kriecht einem die Kälte in die Knochen und macht das längere Verweilen unter freiem Himmel ungemütlich.

Grillen unter Sternenhimmel neben der Dune 7

Der nächste Tag führt uns – nach einer kurzen sportlichen Einheit in Form eines Dünenaufstiegs – in den Naukluft National Park.

Nicht enden wollender Zug auf der Strecke…

Auf einer anfangs sehr tristen, eintönigen Straße mit endlosen Sandwüsten rechts und links fahren wir gen Landesinnere. Außer ein paar vereinzelten Oryx Antilopen, Zebras und Warzenschweinen bekommen wir in dieser unwirtlichen Gegend kaum ein Tier zu Gesicht.

Die Landschaft wird je weiter wir fahren hügeliger und abwechslungsreicher, dennoch versuchen wir heute schnell Strecke zu machen, um auf ein Stück frischen Apple Pie gen frühen Nachmittag Solitaire zu erreichen. Der Ruf für seinen vorzügliche Apfelkuchen sowie diverse alte Autowracks und Kuriositäten haben dieses winzige Wüstenörtchen zu einem Pilgerort für viele Touristen werden lassen, die auf dem Weg zum berühmten Death Valley bzw. nach Sossusvlei sind.

Dank Kaffee und Kuchen gut gestärkt und mit neuer Energie ausgestattet für den letzten Teil der heutigen Etappe setzen wir unsere Fahrt fort. Wir trennen uns für den heutigen Abend von unseren Freunden Maxi und Steffi, die sich in ein Dessert Tented Camp am Rand von Sossusvlei eingemietet haben, um ihrem Adventure Trip mit uns auch eine erholsame Urlaubskomponente zu verleihen. Wir hingegen biegen nach einigen weiteren Kilometern Fahrt spontan von der asphaltierten Straße ab und suchen uns einen windgeschützten und uneinsehbaren Wildcampingspot hinter einem kleinen Hügel. Der Ort ist perfekt für eine Nacht.

Nachdem wir genügend Feuerholz für ein kleines Lagerfeuer für den Abend gesammelt haben, ziehen wir zu Fuß noch einmal los, um die Gegend zu erkunden und an einem der hohen Berghänge etwas hochzuklettern. Immer auf der Hut vor potenziellen Gefahren wie Skorpionen oder Schlangen klettern wir einige Höhenmeter nach oben, um dann im Licht der langsam sinkenden Sonne einen atemberaubenden Blick über karge Stein und Sandlandschaft genießen zu können. Wieder einmal wir uns klar, wie atemberaubend schön Namibia ist und wie wenig wir brauchen, um im Hier und Jetzt glücklich zu sein.

Unter Sternenhimmel klappen wir im Schutz der Dunkelheit unser Dachzelt auf, machen ein kleines Lagerfeuer, um mögliche ungeliebte tierische Gäste fernzuhalten und genießen ein kühles Bier in freier Natur – nicht ohne den nächsten Tag mit Ziel Sossusvlei zu planen.

Sossusvlei und das Deadvlei stehen bei fast allen Namibia Reisenden als Pflichtprogramm auf dem Reiseplan – daher verwundert es nicht, dass wir gleich am frühen Morgen am Gate zum gebührenpflichtigen Naukluft Nationalpark nicht die einzigen Autos sind, die sich das sandige Naturspektakel ansehen wollen. Nachdem wir uns mit unseren Freunden am Gate getroffen haben, fahren wir ins sandige Tal, um den Big Daddy Hike auf uns zu nehmen.

Unter der bereits unerbitterlich vom Himmel strahlenden Vormittagssonne geht’s zusammen mit vielen anderen Touristengruppen auf den Weg die höchste und wohl auch spektakulärste Düne zu besteigen. Genauso wie am Vortag ist der Aufstieg mühsam und schweißtreibend, da man mit jedem Schritt tief einsinkt und zurück rutscht.

Der Blick über das endlos scheinende Sandmeer und der darauf folgende Dünenlauf sind die absoluten Highlights dieses Ausflugs.

So viel Spaß hatten wir vier wohl schon lange nicht mehr. Wir springen, laufen, purzeln diese endlos scheinende Düne hinunter und kommen aus dem Lachen nicht mehr raus. Wäre der Aufstieg nicht so kräftezehrend, ich würde sofort wieder hochwandern.

Am Sockel der Düne angekommen, erwartet uns eine ausgetrocknete, harte Lehmpfanne. Wo vor ca. 600 Jahren noch reichlich Wasser war und Pflanzen wachsen und gedeihen konnten, ist jetzt rissiger, knüppelharter und ausgetrockneter Boden, der den damals dort wachsenden Bäumen das Leben entzogen hat. Doch dank der unerbitterlichen Trockenheit dieses Bodens haben sich die Bäume hier im Deadvlei nicht über die Jahrhunderte zersetzt, sondern stehen noch heute so surreal und majestätisch an Ort und Stelle. Wie ein Bild von Dalí mutet diese Szenerie an. Ein weiteres landschaftliches Highlight unserer Reise.

Zu gerne wären wir noch etwas länger in diesem Park geblieben und hätten uns zu späterer Stunde den Sonnenuntergang auf einer der zahllosen Dünen angesehen, doch zu unserem heutigen Übernachtungsziel im Mount Zebra Park ist es noch weit und unzählige Kilometer auf Wellblechpiste liegen noch vor uns.