Nur der Gedanken an einen warmen Kaffee kann uns heute Morgen zum Sonnenaufgang aus dem Dachzelt und rauf auf die Felsformation direkt vor unserem Wildcamping Spot locken. Es ist bitter kalt als wir oben auf den Felsen die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht spüren und unsere Hände eifrig an der heißen Kaffeetasse wärmen. Gleichzeigt wissen wir aber, dass bereits am späten Vormittag wir wieder in der Sonne Namibias schwitzen werden. Heute steht der Besuch von Twyfelfontein auf dem Programm, eine Gegend die für ihre Felsmalereien und -ritzungen aus der Steinzeit berühmt ist und laut Reiseführer unbedingt besucht werden sollte. Also nichts wie hin.




Der Weg nach Twyfelfontein ist sandig und führt erneut über die von uns bereits verhassten Wellblechpisten.

Hohe, teils skurril aussehende Felsformationen schmücken die unwirtliche Landschaft ebenso wie der leicht rötlich schimmernde Sand, der sich durch jede Ritze unseres Landys seinen Weg ins Wageninnere sucht und jeden Abend von uns mit einem Besen aus dem Wageninnere entfernt werden muss.


Kurzer Zwischenstopp an einem „Deep Hole“ mit beeindruckender Tiefe:


Schon am Parkplatz zum Eingang der berühmten Felsbilder von Twyfelfontein herrscht touristisches Treiben. Kleinere und größere Busse karren hier Touristen ran, die dann von mehr oder weniger geschulten sowie mehr oder weniger motivierten Guides entlang eines kleinen Pfades durch die Felsen geführt werden, an denen Jagdszenen von Menschen mit Speeren und Wildtiere wie Giraffen, Antilopen und Löwen zu sehen sind. Auch wir machen uns in einer kleinen Gruppe auf die zum Teil 10.000 Jahr alten Zeichnungen zu bewundern.
Leider sind wir an eine weniger motivierte und zudem weniger geschulte Dame geraten, die uns ohne große Ambitionen an den Tag zu legen durch die Felsen unter der sengenden Mittagshitze führt. Maxis und meine vereinzelten Versuche sie etwas zu fragen werden mit stoischem Unmut und kargen Antworten entgegnet.

Und somit hinterlässt diese vielgelobte und unserer Meinung nach etwas zu sehr gehypte Sehenswürdigkeit keinen besonders positiven Eindruck. Wenngleich die definitiv aufgrund ihres Alters und der toll erhaltenen Zeichnungen bemerkenswerten Felsmalereien unter anderen Bedingungen sicherlich einen Besuch wert sind.






Wir lassen diesen überlaufenen und aktuell wenig charmanten Ort schnell hinter uns und gönnen uns einen kurzen Mittagssnack am „verbrannten Berg“ – einer schwarz-violette schimmernden Sand-Felslandschaft, die wie verkokelt aussieht, aber nicht auf einen Brand, sondern auf einen 80 Millionen zurückliegenden Lavastrom zurückzuführen ist. Auch diese Sehenswürdigkeit scheint zu einer anderen Tageszeit (angeblich bei Sonnenuntergang tolle Farbspiele) deutlich beeindruckender zu sein.

Frisch gestärkt starten wir unsere erste 4×4 Tour mit Maxi und Steffi. Mit bummeligen 15km/h kämpfen wir uns über teils sehr unwegsames, steiniges oder tief sandiges Terrain. Rotkäppchen schaukelt dabei voraus, während Maxi und Steffi uns mit ihrem Leihwagen folgen. Dabei scheint Maxi unsere Routenplanung vom Vorabend nicht wirklich verfolgt zu haben und ist etwas überrascht als wir ihm nach 30 Minuten Fahrt durchfunken, dass wir erst einen Bruchteil der ca. 100km langen Off-Road Route gemeistert haben. Die Landschaft ist schroff, aber trotzdem abwechslungsreich und wir alle finden Gefallen daran gemeinsam die richtige Fährte in Richtung Brandberg zu finden. Ein Unterfangen, das ohne Handy-Navigation wahrscheinlich mächtig nach hinten losgegangen wäre.








Nach gut vier Stunden schaukeliger Fahrt über Stock und Stein sowie einer überraschenden Begegnung mit wilden Zebras und Springböcken sowie der Sichtung von Welwitschias (einer über 112 Mio. Jahre alten Pflanzenart) steht er endlich vor uns: der Brandberg. Ein gigantisches Felsmasiv und zudem Namibias höchstes Gebirge. Am Fuße des Bergs befindet sich das Wild Lady Camp an dem wir an diesem Abend unsere Dachzelte aufklappen. Der ursprüngliche Plan, dass wir von Maxi & Steffi getrennt außerhalb des Camps übernachten, um die Reisekasse zu schonen, muss dankenswerter Weise nicht greifen, da der freundliche Rezeptionist uns eine kostenfreie Übernachtung erlaubt.

In der Hoffnung am nächsten Morgen vielleicht Wüsten-Elefanten zu sichten, die sich hier im trockenen Flussbett das direkt am Camp vorbeiläuft regelmäßig blicken lassen, legen wir uns schlafen.

Namibia ist ein echtes Schmuckstück;)
Karim
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