Nach einer wenig erholsamen Nacht geprägt von Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost quälen sich Max und ich aus dem Zelt. Während ich vor Entkräftung kaum stehen kann, ist auch Max die unruhige Nacht deutlich anzusehen.
Während wir Kaffee und Tee aufbrühen, diskutieren wir unsere Optionen. Entweder Umdrehen und die schreckliche Strecke zurück nach Dolisie fahren, um dort einen Arzt aufzusuchen, mit dem Risiko, dass unsere Visa für die Republik Kongo und kurz darauf für die Demokratische Republik Kongo ablaufen und wir uns danach erneut um deren Beschaffung bzw. Verlängerung in einen der Großstädte kümmern müssen und wertvolle Zeit verlieren. Oder Weiterfahren mit dem Risiko nicht zu wissen was einen erwartet – ohne Kenntnisse, ob man über die Grenze kommt, ob und welche Straßen auf uns warten und welche Krankheit ich mir dieses Mal eingefangen habe.
Das Ergebnis unserer Überlegungen: Wir nutzen den von uns aus Deutschland mitgebrachten Malaria-Test. Sollte dieser negativ ausfallen, fahren wir weiter. Sollte er positiv ausfallen, beginne ich in Eigentherapie die mitgenommenen Tabletten für eine Malariabehandlung zu schlucken und wir überlegen dann, ob wir umdrehen, oder uns ein „ruhiges Fleckchen“ hier im Nirvana suchen, an dem ich mich einen oder mehrere Tage auskurieren und die Medizin wirken lassen kann. Theoretisch ein guter Plan, wäre da nicht die Heimtücke des Malaria-Schnelltests, das uns „Nicht-Mediziner“ vor ungeahnte Herausforderungen stellt und uns schon am frühen Morgen zum Schwitzen bringt. Der für 60€ teuer erstandene Malaria-Schnelltest bestehend aus 6 Tests wird also aus den Untiefen unserer überfüllten Medizin-Box gekramt, der Inhalt ausgebreitet und die Anleitung studiert: Bestehend aus einem mehreren Teststreifen, einem kleinen Fläschchen mit einer Verbindungslösung und diversen dünnen, durchsichtigen Röhrchen sieht der Test im ersten Moment idiotensicher aus. Erst einen dicken Tropfen Blut per Röhrchen aufnehmen, auf den Teststreifen geben, dann ein wenig von der Verbindungsflüssigkeit drauf. Test schließen und 15 Minuten aufs Ergebnis warten – so steht es in der Anleitung. Doch wie sollen wir an mein Blut kommen? Da es keinen Pikser oder ähnliches im Set gibt, mit dem man sich in den Finger stechen könnte, kramt Max irgendwoher eine dicke Pinnnadel hervor. Diese besprühen wir mit Desinfektionsmittel und übergießen sie abschließend mit kochendem Wasser. Besser sterilisiert bekommen wir die überdimensionierte Nadel im tiefsten Afrika wohl nicht. Doch egal wie oft ich mir in die Kuppe meines Zeigefingers auch steche – es kommt kein Blut zum Vorschein. Auch Max‘ zuerst zaghafte, dann verzweifelte Versuche mit ein paar beherzten Stichen meinen Finger zum Bluten zu bringen, bleiben erfolglos… Schließlich greife ich zum Küchenmesser. Wie oft habe ich mich auf dieser Reise schon damit ungewollt geschnitten, doch jetzt wo Blut fließen soll, scheint keins mehr in meinem Körper zu sein. Nach ca. 30 Minuten vergeblichen Kampf, mehreren Pausen, weil mein Kreislauf nicht mehr mitspielen wollte und Verzweiflung auf beiden Seiten, haben wirs doch endlich geschafft: Ein roter Kleks Blut wird auf dem Test angebracht und wir warten gespannt auf das Ergebnis: NEGATIV.
Lediglich der Kontrollstreifen für die korrekte Durchführung des Tests erscheint auf dem Display, alles andere bleibt weiß. Also keine Malaria! Erleichtert und bereits früh morgens ziemlich mit den Nerven am Ende steigen wir ins Auto und fahren weiter der demokratischen Republik Kongo entgegen.


Es geht mit 5 bis 15km/h voran, durch unzählige Wasser- und Schlamm-Passagen.
Immer entlang einer nicht enden wollende Straße, deren Ende wir uns herbeisehnen und gleichzeitig Angst davor haben, abgewiesen zu werden und umdrehen zu müssen. Gegen 11:30 Uhr, bei sengender Mittagshitze, erreichen wir das kleine Grenzdorf auf der Seite der Republik Kongo. Als wir Rotkäppchen im Schatten eines großen Baumes geparkt haben und uns informieren, wo wir denn einen Grenzbeamten finden können, winken die alten Männer, die in einer Art Sitzkreis zusammensitzen und etwas irritiert von dem plötzlichen Erscheinen von zwei weißen Gestalten scheinen, ab. Es tagt gerade ein „Comité“ und wir sollen warten bis dieses zu Ende ist. Wann dies der Fall sein wird, kann man uns aber nicht sagen. Da es mir zunehmend schlechter geht und die eingeworfenen Schmerztabletten nicht zu wirken scheinen, fällt es uns beiden schwer geduldig zu warten. Zumal ich mich weder lange auf den Beinen halten kann, noch wir uns in dem über 40 Grad warmen Auto aufhalten möchten. Und so prüfen wir alle paar Minuten, ob sich nicht im Grenzhäuschen etwas tut. In dem relativ großen, aus dicken Betonwänden bestehenden Gebäude in das man aufgrund der fehlenden Fensterscheiben oder Vorhänge sehen kann, sitzen ca. 10 Personen auf Holzstühlen, um dem Monolog eines uniformierten Beamten zu folgen. Wir versuchen auf uns aufmerksam zu machen, doch die Männer im Inneren geben uns stumm per Handzeichen zu verstehen ruhig zu sein und uns zu gedulden. Nach über einer halben Stunde Wartens kommt endlich eine Person aus dem Gebäude. Ihm erklären wir, dass wir hier die Grenze übertreten wollen, keine Zeit hätten länger zu warten und einen Ausreisestempel für uns und unser Fahrzeug benötigen. Doch er meint nur, dass wir weiter geduldig sein müssen, da ein wichtiges Comité tagen würde. Es werde wohl noch länger dauern. Es hilft nichts, jetzt muss mein Gesundheitszustand uns weiterhelfen! Ich stelle mich sehr leidend und schwach (was mir in diesem Moment keine schauspielerischen Fähigkeiten abverlangt), während Max dem Beamten theatralisch erklärt, dass ich Malaria hätte und dringend behandelt werden müsse und wir hier nicht weiter Zeit verlieren können, da er sonst im Falle meines Ablebens den Beamten dafür verantwortlich machen würde. Und es wirkt. Endlich, nach fast 1h Wartens kommt etwas Schwung in die Sache. Mir wird ein Plastikstuhl gebracht, um mich auszuruhen und ein verantwortlicher Beamte wird aus der Versammlung geholt. Schließlich dürfen wir uns in gewohnter Manier in die dicken Bücher der Grenzbehörde und der Polizei eintragen. Dabei können wir deutlich entnehmen, dass wir die ersten Grenzgänger seit einigen Tagen sind und von anderen Touristen in diesem dicken Buch keine Spur zu lesen ist. Touristen, sagt man uns, habe man hier schon lange keine mehr getroffen. Lediglich ein paar Locals scheinen hier ab und an diese Grenze zum Übertritt zu nutzen. Kein Wunder bei der halsbrecherischen Anfahrt!
Endlich können wir weiterfahren, doch nach ein paar wenigen Minuten Fahrt landen wir in Mitten eines kleinen Dorfs, in dem die Straße abrupt endet und es keine Möglichkeit zur Weiterfahrt zu geben scheint. Wir können auch kein Fahrzeug entdecken und fragen uns, ob wir hier tatsächlich in einer Sackgasse gelandet sind. Aber warum haben uns die Grenzbeamten denn nicht gesagt, dass hier kein Weiterkommen ist und wir das Auto in wenigen Metern zurücklassen werden müssen, um zu Fuß über die Grenze zu gehen?

So schnell geben wir nicht auf! Wir fragen ein paar mit Bierflaschen lässig an einem Zaun lungernde Jugendliche, die uns bereits teils belustigt, teils mitleidig von der Ferne aus angegrinst hatten. Als wir näherkommen und nach dem Weg zur Grenze nach DRC fragen, deuten die jungen Männer mit den Händen in die Richtung des hochgewachsenen Gebüschs und wir verstehen nicht ganz, was sie uns damit sagen wollen. Wir fragen erneut, ob es eine Straße geben würde, auf der wir MIT unserem Auto über die Grenze fahren können. Wieder nicken die Jungs und erneut zeigen sie mit überzeugter Miene und Handzeichen in Richtung des hohen Grases. Es beginnt uns zu dämmern – hier scheint es vor einiger Zeit eine Straße gegeben zu haben, diese ist aber derart zugewachsen, dass man sie nicht mehr mit bloßem Auge erkennen kann. Gefühlt seit Monaten oder gar Jahren ist hier wohl niemand mehr mit einem Auto langgefahren, weshalb der Weg nicht mehr erkennbar ist. Wir kratzen unsere letzten Münzen des Kongo-Francs zusammen und bitten einen der Einheimischen uns den Weg zu zeigen. Dieser scheint sich über den Zeitvertreib und den ihm winkenden kleinen Zuverdienst zu freuen, läuft kurz hinter eine der Lehmhütten und kramt einen alten Motorroller hervor. Damit setzt sich unser Gespann in Bewegung. Er scheint mühelos den Weg durch das hohe Gras zu finden, während wir nur noch Stroh und Gras vor der Windschutzscheibe sehen, ihn kaum erkennen können und ihm blindlings in den Busch folgen.



Überall fliegen Ähren und Getreidekörner durch die Gegend und wir müssen teils den Scheibenwischer anschalten, um überhaupt noch etwas erkennen zu können. Nach einer gefühlten Ewigkeit lichtet sich endlich das Gras und die Sicht auf eine ausgewaschene und zum Teil komplett weggewaschene steile Straße liegt vor uns. Wenn wir gedacht hatten, dass wir das Schlimmste hinter uns hätten, weit gefehlt! In Schneckentempo quälen wir uns und vor allem Rotkäppchen die „Straße“ entlang. Da wir uns nicht sicher sind, wie gut es um die Navigierkünste unseres vorausfahrenden Rollerfreundes gestellt ist, springe ich immer wieder aus dem Auto und laufe mit ihm vorneweg, um Max die optimale Strecke (sofern es überhaupt eine gibt) per Handzeichen anzuzeigen. Mehrfach droht unser Land Rover Defender mitsamt Max gefährlich zu kippen oder in einen Graben abzurutschen. Es würde wohl Wochen oder Monate dauern, bis hier jemand vorbeikommen würde, der uns rausziehen könnte – geschweige denn könnte man hier jemanden für eine Bergungsaktion erreichen.
Durchgeschwitzt und leicht zittern erreichen wir nach einer Ewigkeit das nächste Dorf auf Seiten der Demokratischen Republik Kongo. Ab jetzt kann es nur besser werden, versuchen wir uns einzureden und uns Mut zu machen. Unser Helfer wird entlohnt und macht sich auf den Rückweg, während wir versuchen rauszufinden, wo wir unser DRC Visum und unsere Fahrzeugpapiere abstempeln lassen können. Wir finden einen in Militäruniform gekleideten Soldaten, der uns nach 15-minütigem Gespräch und prüfenden Blick in unsere Unterlagen eröffnet, dass wir hier keine Stempel bekommen würden, sondern in ein anderes Dorf namens Luango fahren müssen, wo man uns die Dokumente abstempeln könne. Zwei Männer auf Motorrollern werden herbei gewunken, die laut dem Soldaten in Richtung Luango fahren würden und uns den Weg weisen können. Nur doof, dass wir unser letztes Geld dem Jungen aus der Republik Kongo gegeben haben und nun kein weiteres Geld, vor allem auch keins in der richtigen Währung, zur Hand haben, mit dem wir die Männer bezahlen können. Wir bieten ihnen an, sie mit T-shirts von Max zu bezahlen, wenn sie uns denn den Weg zeigen. Doch schon nach wenigen Minuten hinter den Motorrädern wird klar, dass die Männer kein großes Interesse daran haben, auf unser langsames Rotkäppchen zu warten, das sich in Schrittgeschwindigkeit durchs Gebüsch kämpft, über einen Weg, der lediglich für Fußgänger und maximal noch für Mopeds gemacht zu sein scheint. Ein schmaler, eingetrampelter Streifen gibt die Richtung an. Dabei weiß man allerdings nicht, was sich links und rechts im Gebüsch verbirgt.

Es hilft alles nichts. Ich laufe mit Birkenstock, kurzer Jeans-Hose und T-Shirt bekleidet zu Fuß vor Rotkäppchen her, versuche so gut es geht Max den Weg zu weisen und dicke Äste wegzubrechen, die nur darauf warten dicke Kratzer im Lack unseres Autos zu hinterlassen. Max manövriert gemäß meiner Handzeichen das Auto über die nicht sichtbare Straße, sofern sie denn mal eine war. Dabei treiben uns die fiesen Kratz-, Schleif und Quietschgeräuschen, die Dornenbüsche und Äste kontinuierlich beim Aufeinandertreffen mit unserem Autolack erzeugen beinahe Tränen in die Augen. Wir sind hochkonzentriert und angespannt und wissen, dass wir in diesem Moment als Team zu 100% funktionieren müssen. Eine falsche Ansage meinerseits und wir könnten mit dem Reifen auf einen verdeckten Stein fahren und einen kaputten Reifen riskieren. Ein falsches Lenkmanöver von Max und wir würden in einen Graben rutschen oder in einem Matschlosch feststecken und nicht mehr auf eigene Faust herauskommen.
Endlich erreichen wir Luango und endlich bekommen wir einen Stempel in unsere Pässe. Dabei führt uns einer der Dorfältesten, umgeben von einer dicken Traube an Kindern und jungen Erwachsenen, die vom Anblick der Weißen komplett aus dem Häuschen zu sein scheinen, zu einem kleinen Kiosk. An diesem angekommen, kramt der Kioskbesitzer eine mitgenommen wirkende Geld-Kassette hervor. Diese wird geöffnet und der Boden mit dem Wechselgeld herausgehoben. Darunter erscheinen zwei Stempel und ein altes Stempelkissen, mit dem er fein säuberlich und sehr akkurat unsere Visa abstempelt. Die Sorgen, dass man hier schon gehört hätte, dass Touristen mit einem Visum, das nicht in ihrem Heimatland ausgestellt wurde, nicht einreisen dürfen, war also unbegründet. Hierher scheint einfach per se kein Tourist vorbei zu kommen – wir sind hier das absolute Highlight. Wer würde sich das auch schon freiwillig antun?

Zumindest eine Sorge haben wir nun weniger, auch wenn man uns leider keinen Stempel für unsere Autopapiere geben kann, da dieser wiederum nur vom Zoll ausgegeben werden und diesen gibt es hier nicht. Wäre auch verwunderlich gewesen, wenn der Kioskbesitzer neben seiner Tätigkeit als Grenzbeamter auch noch Zollbeamter gewesen wäre. Wobei, wirklich verwundert hätte uns das heute wohl auch nicht mehr!
Und weiter geht die Fahrt – über weitere 6 Kilometer laufe ich vor unserem Auto her, knicke Äste weg und versuche versteckte Wassergräben und Steine anzuzeigen, um Max sicher entlang des Gehwegs zu navigieren bzw. ihn durch Schlammgräben zu lotsen, ohne darin steckenzubleiben. Dabei sind die Kinder, die zuerst neugierig und dann sehr aggressiv uns verfolgen, eine zusätzliche nervliche Herausforderung. Immer, wenn wir kleine Dörfer bestehend aus wenigen Lehmhütten durchkreuzen, kommen Kinder aus allen Himmelsrichtungen angelaufen. Dabei machen sich die meisten einen Spaß daraus, dem Auto zu folgen. Zuerst in gebührendem Abstand, doch je langsamer wir dabei fahren und je länger die Verfolgung andauert, desto frecher werden die Kinder dabei. Das führt schnell dazu, dass eins der Kinder und dann mehrere beginnen auf unser Auto aufzuspringen und sich an unserem Ersatzreifen festzuklammern. Das ist nicht nur sehr gefährlich für die kleinen Blindenpassagiere, die meist barfuß dem Auto folgen und die Gefahr zu stürzen und dabei unter die Räder zu kommen, wohl vollkommen unterschätzen, auch für uns bedeutet das eine zusätzliche Herausforderung und Geduldprobe. Max, der sowieso schon alle Hände voll zu tun hat, um alle Hindernisse vor uns im Auge zu haben, muss sich also parallel auch noch darum kümmern, im Rückspiegel die auf unser Auto kletternden Kinder im Blick zu behalten. Immer wieder bleiben wir stehen und rufen den Kindern zu, sie sollen sich vom Auto fernhalten und uns in Ruhe lassen. Doch je mehr wir versuchen sie zur Vernunft zu bewegen, desto mehr Freude haben die kleinen Quälgeister daran uns hinterherzurennen. Kurzfristig suchen sie das Weite, um eine Minute später wieder wie die Motten an unserer Rücktür zu hängen. Irgendwann fangen sie schließlich an, kleine Steine und Stöcke nach uns zu werfen. Wir sind verzweifelt und versuchen uns auf den Weg zu konzentrieren und die Kinder so gut es geht zu ignorieren, bis sie schließlich aufgeben.
Während die Kinder uns zur Weißglut treiben, sind die Erwachsenen, auf die wir treffen, umso freundlicher. Immer, wenn wir kleine Dörfer durchqueren, fragen wir Erwachsene am Wegesrand, ob denn die Strecke bald besser werden würde, wir noch auf dem richtigen Weg seinen und wie lange es noch bis zur Hauptstraße dauern würde. Alle nicken freudig und bestätigen, dass die Strecke immer besser werde. Doch leider ist meist das Gegenteil der Fall. Außerdem fällt uns auf, dass wir häufig „Chinois, chinois“ gerufen werden – also „Chinesen, Chinesen“. Scheints sind bis auf vermeintlich illegale chinesische Holzarbeiter hier noch keine weißen Touristen in den letzten Jahren durchgekommen, was dazu geführt hat, dass die Kinder alle Weißen als Chinesen interpretieren und dann auch so bezeichnen. Das erklärt natürlich auch die große Aufregung der Kinder über das Auto und die weißen Insassen.Während wir uns bis kurz vor Dunkelheit durch die hohen Sträucher entlang des Trampelpfades kämpfen, geht es mir gesundheitlich von Stunde zu Stunde schlechter. Die Hitze, die Anspannung und die vielen Kilometer Fußmarsch haben mir den Rest gegeben. Doch es hilft nichts. Wir wissen, dass wir jetzt nicht mehr umdrehen können bzw. wollen und die einzige Lösung darin besteht, schnellstmöglich wieder auf eine befahrbare Straße zu gelangen und damit eine größere Ortschaft zu erreichen, wo vielleicht ein Arzt aufzutreiben ist. Kurz nach Einsetzen der Dunkelheit erreichen wir endlich eine Weggabelung, die auf eine zwar sehr ausgewaschene, aber zumindest autobreite Sandstraße führt und tatsächlich treffen wir hier auch auf das erste vierrädrige Gefährt seit mehr als einem Tag. Doch es bleibt uns keine Zeit, uns groß über die wiedergefundene Straße zu freuen, denn es gilt im Stockdunkeln einen Übernachtungsplatz ausfindig zu machen. Die Suche nach einem Wildcamping Spot erweist sich als unmöglich, da es einfach zu dunkel ist, um einen unbewohnten und sicheren Ort für die Nacht aufzutreiben. Nach einer weiteren 1-stündigen Fahrt über die holprige Straße in vollkommener Dunkelheit beschließen wir in einem Dorf Halt zu machen und nach einem Übernachtungsplatz zu fragen. Wir stöbern mit unserem Autoscheinwerfer einen Mann mit einem Fahrrad am Straßenrand auf und dieses Mal ist das Glück auf unserer Seite: Der Mann gehört zu einer katholischen Mission nicht weit von der Straße und bietet uns unvermittelt an uns dort übernachten zu lassen. Ein riesiger Stein fällt uns vom Herzen. Er schwingt sich auf sein klappriges Fahrrad und wir folgen ihm in die Dunkelheit bis zu einem kleinen, ordentlich wirkenden Gebäude, vor dem wir parken und unser Zelt aufschlagen dürfen. Uns wird sogar eins der Missionszimmer angeboten, doch das lehnen wir dankend ab. Während Max vollkommen fertig von der 14-stündigen Fahrt über Stock und Stein erst einmal sich ein wohlverdientes Bier gönnt, genehmige ich mir eine weitere Schmerztablette und lege mich mit Fieber & Schmerzen schlafen.
Was für ein Tag – was für ein Abenteuer!