In Abomey, der früheren Hauptstadt des Königreichs Dahomey, werden wir früh morgens von dem Geräusch eines Reisig-Besens geweckt. Eine der Hotelangestellten macht sich dabei emsig daran, den Parkplatz zu kehren und scheint besonders gründlich neben unserem Auto zu sein. Es gibt schlimmere Geräusche, von denen man aufgeweckt werden kann, aber die Putzaktion direkt neben unserem Schlafplatz war einfach unnötig.
Nachdem wir uns aus dem Zelt geschält haben, gehen wir erst einmal auf die Suche nach einem Frühstücksplatz. Und tatsächlich finden wir, dank der gestrigen abendlichen Recherche ein nettes kleines Café, wo uns frische Pancakes serviert werden. Ein Traum, nach unzähligen morgendlichen Omelette- & Haferbrei-Mahlzeiten mal wieder etwas anderes serviert zu bekommen.
Noch im Pfannkuchen-Himmel schwelgend machen wir uns schließlich zum eigentlichen Ziel unseres Abomey Aufenthaltes auf: Die Besichtigung einer der vielen Königspaläste. Dazu muss man wissen, dass Abomey Hochburg des Fon-Volkes war und von Mitte des 17. Jhd. bis Ende des 19. Jhd. als Regierungsstätte für sämtliche Könige des Dahomey Königtums diente. Da jeder König einen eigenen Palast für seine Regierungszeit bekam, findet man hier entsprechend viele mehr oder weniger gut erhaltene Relikte aus dieser Zeit. Auf dem Weg zum Museum, das neben einem Königspalast auch zahlreiche Ausstellungsstücke aus der Königszeit beinhaltet, passieren wir bereits diverse aus Lehm gefertigte Mauern, in die kunstvoll Machtsymbole und Zeichen für den jeweiligen Regierenden eingearbeitet sind.

Am Eingang zum Palast wird uns ein mürrisch dreinblickender Guide zugewiesen, der aber im Laufe seines Vortrags und mit jeder interessierten Nachfrage unsererseits etwas aufgeschlossener wirkt. Die Geschichten, die wir über die damals herrschenden Könige erfahren, sind grausam und beeindruckend zugleich. So erzählt uns der Guide, dass einer der Könige angeordnet hatte, dass einige seiner Frauen nach seinem Tod mit ihm in der Grabstätte begraben werden sollten. Und so kam es, dass zum Zeitpunkt seines Todes seinen mehr als 100 Frauen, die er sich als Harem hielt, nahegelegt wurde, sich mit ihm begraben zu lassen. Tatsächlich erklärten sich mehr als 40 „freiwillig“ dazu bereit, sich lebendig begraben zu lassen. Ein grausamer, sowie unnötiger Tod, der aber sicherlich das Ansehen der Frauen und das derer Familien nachhaltig positiv prägte, während die restlichen Frauen in Ungunst verfallen waren.

Eine weitere blutrünstige Geschichte trug sich bei einer anderen Grabstätte eines Königs zu: Zu Ehren des verflossenen Regenten, wurde eine Grabstätte für den „Spirit of the King“ errichtet. Ein zu besichtigender Lehmbau, der von einem schmalen Gang und einer weiteren dicken Mauer umschlossen ist, aber noch heute besichtigt werden kann. Hierfür mussten 41 Sklaven ihr Leben lassen. Denn zusammen mit Rinderblut und Goldstaub wurde ihr Blut mit Lehm vermischt und zum Schutz vor bösen Geistern und zu Ehren des Verstorbenen daraus eine Mauer erbaut. Uns schaudert es ein wenig bei dem Gedanken gerade an einer mehr als „blut-durchtränkten“ Mauer entlangzugehen. Das bemerkt auch unser Führer und beeilt sich zu erklären, dass diese Gepflogenheit unzählige Sklaven zu opfern bei den späteren Königen aufgegeben wurde und das menschliche Blut gänzlich durch Tierblut ersetzt wurde.
Die Führung führt uns weiter vorbei an diversen Wohngebäuden und Ausstellungsstücken, unter anderem dem Thron eines Königs, der auf den Schädeln seiner Feinde angebracht war oder einem Fliegenwedel, der im Totenkopfhalter eines Feindes aufgestellt wurde und aus dem Schweif des feindlichen Pferdes gefertigt worden war. Ein sehr makabrer Anblick, der dennoch eine gewisse Faszination für die damalige Macht der Könige bzw. deren Machtdemonstration bei uns bewirkt.



Wir kommen schließlich an zwei Steinen vorbei, die vor einer kleinen Hütte aufgestellt sind. Unser Guide erklärt uns, dass diese vor dem Aufbruch in den Krieg aufgesucht wurden, um die Messer der Kämpfer zu schärfen. Dabei mussten die Krieger jeweils versprechen, was sie aus dem Krieg mitbringen würden. Versprach zum Beispiel einer der Kämpfer, dass er zwei Feinde töten würde und er kam nur mit einem Feindeskopf zurück, wurde er selbst einen Kopf kürzer gemacht. Später, so erklärt uns der Guide, wurden die Feinde nicht mehr skalpiert, sondern am Leben gehalten, um sie als Sklaven gegen Handelsgüter aus Europa einzutauschen. Vor allem die Portugiesen waren hierbei die stärksten Abnehmer der menschlichen Ware.



Nachdem wir noch ein paar Palastreste außerhalb des Museums angesehen haben, beschließen wir uns in Richtung Norden aufzumachen, um dort die wohl berühmteste, afrikanischen Voodoo-Opferstelle – nämlich den so genannten Dankoli Fetisch – zu besichtigen. Da uns weder Google Maps noch irgendeine andere Internetquelle den genauen Standort der Opferstätte verrät, fahren wir zunächst etwas planlos dem Voodoo-Ort entgegen. Dabei entdecken wir immer wieder am Straßenrand oder in den kleinen Höfen vor den Lehmhütten Voodoo-Altäre, die zum Vertreiben der bösen Geister oder als Opferstätte für positive Ereignisse genutzt werden. Voodoo scheint hier in Benin noch deutlich ausgeprägter zu sein als in Togo – zumindest ist das unsere Wahrnehmung. Nachdem wir ungefähr 10 Mal stehengeblieben sind, um nach dem Weg zur Opferstätte zu fragen, scheinen wir schließlich auf dem richtigen Weg zu sein. Die Aussagen der Passanten sind deckungsgleich, was sonst eher selten der Fall ist und tatsächlich taucht nach einigen weiteren Kilometern Fahrt über eine zunehmend schlechter werdende Straße eine kleine Menschenansammlung am Wegesrand auf. Noch bevor wir den Wagen zum Stehen gebracht haben, sind wir umringt von zig jungen Männern, die an unsere Scheiben klopfen. Max ist sichtlich genervt und ich kann ihn nur mit Mühe überreden überhaupt stehen zu bleiben und das Auto hier in dieser Menschentraube zu parken.
Als wir aussteigen und den jungen Männern erklären, dass wir nichts opfern wollen, sondern lediglich ein kühles Getränk zu uns nehmen werden (ein Tipp meiner Eltern, den sie bereits vor einigen Jahren hier angewandt haben, um sich in Ruhe die Opferstätte anzusehen), lassen sie einer nach dem anderen von uns ab. Etwas unsicher, was uns hier erwartet, nähern wir uns schließlich der Opferstätte. Diese ist deutlich kleiner als ich sie mir vorgestellt habe. Zur Straße hin befindet sich eine Art Loch, das durch diverse Tücher bedeckt ist, aber gleichzeitig hell organge-rot schimmert, da hier regelmäßig Blut und Palmöl hineingegossen wird. Im hinteren Bereich des Opferplatzes gibt es zudem einen abgestorben wirkenden Baum, der ebenfalls mit Tüchern behängt ist, um den diverse Knochen und Sekrete verteilt sind und der einen mindestens genauso gruseligen Eindruck macht. Wo sind wir hier nur gelandet? Bevor wir uns aber den einzelnen Voodoo-Opferstellen nähern, wollen wir erst einmal eine Cola kaufen. Doch auch das stellt sich als etwas speziell heraus. Die dicken Verkaufsdamen, die neben den notwendigen Voodoo-Equipment (Palmöl, hochprozentigen Schnaps und lebendige Hühner) auch Getränkeflaschen verkaufen, schauen uns grimmig an. In einem verdreckten Plastik-Bottich, der bis zum Rand mit Wasser gefüllt ist, liegen diverse Fanta-Glasflaschen, die nicht gerade den appetitlichsten Eindruck vermitteln. Augen zu und durch, denken wir uns, und ich deute auf eine der giftig orangefarbenen Softdrinkflaschen. Auf die Frage hin, ob es denn irgendwo einen Flaschenöffner gebe, werde ich mittleidig angesehen. Die dicke Verkäuferin nimmt mir die Flasche ab und beißt beherzt den Kronkorken mit ihren Zähnen auf. Dabei knackt es gefährlich, wobei ich nicht sicher bin, ob das Geräusch vom Korken oder ihren schiefen Zähnen ausgeht. Aber es zählt ja schließlich nur das Endergebnis: Die Flasche ist offen und Max und ich nuckeln etwas unschlüssig an der Glasflasche. Währenddessen hat sich Voodoo-Kundschaft angekündigt. Eine Familie, zum Teil in Anzug und feinstem Zwirn gekleidet, fährt mit einem Auto vor und wird ähnlich wie wir gleich von den jungen Männern in Beschlag genommen. Nachdem man sich auf einen „Voodoo-Helfer“ und die Bezahlung geeinigt hat, werden die noch fehlenden Zutaten (Huhn, Palmöl und Alkohol) gekauft und die Opferzeremonie kann beginnen. Zuerst muss der Opfernde mit einem Messer dem Huhn den Hals durchschneiden, um dann anschließend das Blut um den toten Baum herum verteilen. Während ein anderer Mann sich daran macht das Huhn zu rupfen, geht es weiter zu der orange-roten Grube, wo einige Worte gemurmelt werden und dann Alkohol und Palmöl zum Teil geschüttet, zum Teil hineingespuckt werden. Völlig fasziniert beobachten wir den Ablauf der Zeremonie. Ich hätte erwartet, dass das Schauspiel mehr Ekel oder Mitleid mit dem geschlachteten Tier bei mir auslösen würde. Doch alles spielt sich ziemlich schnell ab und das Wissen, dass das Tier im Nachgang von den Voodoo-Helfern verzehrt wird, rechtfertigt zumindest den Tod des Tieres. Wir haben auf jeden Fall genug gesehen, reichen die geleerte Glasflasche zurück an die mürrische Verkäuferin und beeilen uns von diesem doch sehr seltsamen Ort wegzukommen. Da wir uns mit den Männern nicht auf einen Preis für die Aufnahme von Fotos einigen können, werden hier dieses Mal keine Bilder gemacht. Vielleicht besser so, bevor die Voodoo-Geister schlecht auf uns zu reden sind oder unsere Kamera verfluchen. Wer trotzdem gerne ein paar Eindrücke dieses mystischen Ortes bekommen möchte, kann auf Google einige ausdrucksstarke Bilder des Voodoo-Schreins finden. Hier findet ihr Bilder vom Dankoli Fetisch.
Noch ziemlich benommen von den gerade erlebten Eindrücken, fahren wir zurück in den nahegelegenen Ort Dassa-Zoumé. Da uns immer wieder Warnungen von unseren Freunden erreichen, dass eine Reise durch Benin und vor allem in den Norden aktuell nicht sicher ist, sind wir etwas unsicher, wie unsere Reiseroute weiter verlaufen soll. Der ursprüngliche Plan, nämlich von Benins Norden nach Togo zurückzureisen und dort die Fähre von Lome aus nach Kamerun zu nehmen, scheint immer mehr in die Ferne zu rücken. Die Reedereien, mit denen wir in Togo Kontakt aufgenommen hatten, melden sich entweder nicht zurück, oder haben uns bisher nur noch teurere Angebote zukommen lassen, ohne Aussage darüber, wie viele Gebühren im Hafen in Kamerun noch anfallen würden. Also eine ziemlich riskante – vor allem finanziell unsichere – Option, die uns nicht wirklich glücklich stimmt. Während wir in Dassa-Zoumé auf dem Parkplatz eines Eco Hotels unser Zelt aufklappen und von dort aus weiter recherchieren, erhärtet sich unser Gefühl, dass eine Verschiffung von Käppchen ein mindestens genauso großes Abenteuer werden würde, wie eine Fahrt durch Nigeria. Dazu trägt vor allem die Nachricht bei, dass gerade ein Containerschiff vor Nigeria von Piraten gekapert wurde, oder aber auch die Push-Nachricht meiner Safety-App, dass gerade im Norden Benins ein Touristen-Pärchen zusammen mit ihrem Guide entführt wurden. Also vielleicht doch lieber durch Nigeria mit unseren Freunden Amy & Christos im Konvoi fahren? Doch selbst wenn sich das nach der praktikabelsten Lösung anhört, stellt sich immer noch die Frage, wie wir an unser Visum kommen. Der Antrag auf ein „Visa on Arrival“, das man sich unter Polizei-Eskorte am Flughafen in Lagos abholen kann, ist trotz der angegebenen 48h Bearbeitungszeit seit zwei Wochen nicht bei uns eingetroffen. Dabei haben wir den Antrag beinahe täglich in unterschiedlichsten Versionen an die Behörde per Mail geschickt. Auch ein Anruf meinerseits bei der Behörde verläuft mehr als erfolglos. Nachdem die Verbindung derart schlecht ist, dass ich lediglich lautes Knacken und einzelne Wortfetzen verstehe, werde ich von dem Beamten schließlich beschimpft und tatsächlich gefragt, ob ich überhaupt Englisch verstehen würde. Danach legt der Beamte einfach auf. Die erneuten Anrufe meinerseits werden danach ignoriert und ich bekomme niemanden mehr ans Telefon. Jetzt hatten wir es geschafft so lange ohne Bestechungsgelder, Korruption oder Geschenke vorbei an den afrikanischen Grenzbeamten und Polizisten zu kommen und nun sind wir doch gezwungen auf nicht ganz legalen Wegen uns einen „Visa on Arrival“-Schein zu besorgen. Lange diskutieren wir, ob wir tatsächlich einen Mittelsmann, dessen Kontaktdaten immer wieder durch die Overlander-Foren schwirren, anschreiben sollen. Doch unsere Situation mit dem auslaufenden Benin-Visa im Nacken erscheint uns schlicht aussichtslos. Und so nehmen wir mit einem dubiosen Mittelsmann Kontakt auf, der gegen einen saftigen Betrag innerhalb 24h uns die notwendigen Dokumente zukommen lassen möchte, sofern wir ihm rechtzeitig das Geld überwiesen haben. Wir kommen uns wie Schwerverbrecher vor, als wir im Zelt liegend mit dem Mann per WhatsApp den Deal besiegeln. Was macht Afrika nur mit uns?

Auch am nächsten Morgen sind wir noch unsicher, ob unsere Entscheidung durch Nigeria zu fahren und die Beauftragung eines Mittelsmanns für die Beschaffung der notwenigen Einreiseformalitäten tatsächlich richtig war. Die Zweifel werden dadurch noch verstärkt, dass der Geldtransfer für die „Visa on Arrival“-Unterlagen sich mehr als kompliziert herausstellt. Da Nigeria international nicht gerade den besten Ruf hat, was seine Zahlungsgeschäfte angeht, sind sämtliche normalen Überweisungsprozesse auf das nigerianische Konto unseres Ansprechpartners unmöglich. Lediglich die Option über Western Union ist machbar, allerdings scheinbar nicht aus Benin, wo Nigeria als Empfängerland gesperrt ist. Nach etlichem Hin-&Her ist aber endlich das Geld angewiesen und wir warten gespannt, ob wir jemals wieder etwas von unserer Kontaktperson hören werden.

Da in der Gegend rund um Dassa-Zoumé wunderschöne Hügel zum Wandern einladen, beschließen wir trotz Nigeria-Visa-Stress uns einen lokalen Guide zu nehmen, um ein wenig mehr von der Landschaft Benins zu sehen und dabei den Kopf frei zu bekommen. Unser Wanderführer nimmt uns auf dem Gepäckträger seines Mopeds mit und wir rasen zu Dritt ziemlich waghalsig durch die schlaglöcherdurchsetzten Straßen um am Fuße einer der Hügel anzuhalten. Von hier aus beginnt bei knapp 40 Grad im Schatten der schweißtreibende Aufstieg eines der höchsten Hügel der Gegend. Dabei kommen wir an einer hoch über der Stadt gelegenen Opferstätte vorbei, wo laut unserem Guide regelmäßig eine Art Voodoo-Gottestdienst bzw. Opferungen abgehalten werden. Die leeren Gefäße, Tücher und Gruben rund um die Bäume bestätigen seine Aussage.



Am Gipfel angekommen, sind wir überwältigt von der Aussicht. Man hat einen atemberaubenden Blick über die Stadt und die Dörfer ringsherum. Man kann von hier aus sogar das Treiben auf den Straßen beobachten. Nachdem wir hier einige Zeit verbracht und ausgiebig Bilder geknipst haben, geht’s wieder bergab.









Als wir uns wieder auf das Moped schwingen wollen, sehen wir eine Frau emsig in einem dicken Bottich rühren. Wir fragen unseren Guide, was denn hier produziert würde, und ehe wir uns wehren können, werden uns große Schalen mit Sorghum Bier gereicht. Dabei handelt es sich um Bier, das aus vergorener Hirse hergestellt wird und einen für unsere Münder doch sehr gewöhnungsbedürftigen Geschmack hat. Doch es hilft nichts – aus Respekt vor der Sorghum-Köchin, zwingen wir uns mit einem Lächeln das Gesöff die Kehle runter. Vielleicht ist ja auch die anstehende, rasante Motorrad-Fahrt mit etwas Alkohol im Blut besser zu ertragen?






Noch ein kurzer Abstecher zur riesigen und für beninische Verhältnisse sehr prunkvolle Wallfahrtskirche namens Basilique Notre-Dame d’Arigbo, die ein Vermögen gekostet haben muss und man nicht wissen möchte woher diese Gelder genommen wurden.
Schließlich liefert uns unser sympatische Reiseführer bei unserem Auto ab und wir drücken ihn zum Dank für seine Bemühungen und dass er uns ohne Unfall wieder mit dem Moped zurückgebracht hat, neben der vereinbarten Gage noch ein paar alte Shirts für ihn und seine Frau in die Hand. Er strahlt über beide Ohren und wir sind happy, dass wir mit den Klamotten noch jemanden eine Freude machen konnten.

Von der Eco Lodage aus aus machen wir uns anschließend auf den Weg nach Porto Novo, die eigentliche Hauptstadt Benins, die allerdings im Gegensatz zu Cotonou deutlich weniger Ansehen genießt und einen sehr verdreckten und ärmlichen Eindruck auf uns macht. Nichts deutet darauf hin, dass diese Stadt die Landeshauptstadt darstellen soll. Wir fahren über die Haupteinfahrtsstraße ins Stadtzentrum, dessen Teerstraße kaum noch Asphalt vorzuweisen hat und es uns nur mit viel Mühe gelingt, nicht in einem der metertiefen Schlaglöcher zu versinken. Unsere heutige Unterkunft ist ein Parkplatz eines riesigen Areals, das von einem Mönch betrieben wird. Dieser hat mitten im Zentrum von Porto Novo eine Anlage errichtet, wo neben dem Betreiben einer Wasserabfüllanlage auch Strauße gezüchtet werden und diverse Pflanzen, Obst & Gemüse angebaut und zum Verkauf angeboten werden. Eine kleine Oase inmitten einer chaotischen Stadt, wobei man nicht hinterfragen möchte, wie diese neben den Einkünften aus dem Lebensmittelverkauf tatsächlich finanziert wird.

Ziemlich erschöpft gönnen wir uns im angrenzenden Restaurant noch ein Abendessen und können es kaum glauben, als tatsächlich gegen 22:00 Uhr abends unsere Visa-Anträge per Mail eintreffen. Mit dem surreal erscheinenden Plan im Kopf tatsächlich am nächsten Tag nach Nigeria einzureisen – dem Land, vor dem uns jeder gewarnt hat und das Auswärtige Amt jedem davor abrät nur einen Fuß dort reinzusetzen – fallen wir in einen tiefen und gleichzeitig sehr unruhigen Schlaf. Nicht ahnend, welche Strapazen am nächsten Tag noch auf uns warten werden.