Nach einer viel zu heißen Nacht ohne kühlendem Wind vom Meer, verabschieden wir uns vom Assinie Surf Camp und fahren der ghanesischen Grenze entgegen. Diese erweist sich als verhältnismäßig schnell und wir werden gleich mit ein paar deutschen Worten von den Grenzbeamten in Ghana empfangen. Auf guten Straßen fahren wir zügig der ghanesischen Küste und unserem heutigen Ziel – der Hideout Lodge entgegen, die meine Eltern uns bei ihrem letzten Besuch in Ghana empfohlen haben. Über eine etwas rumpelige Straße quer durch einen Palmenhain zur Herstellung für Palmöl gelangen wir schließlich zum Meer.
Die Hideout Lodge stellt sich als wunderschön gelegen heraus mit Campingmöglichkeit direkt am Meer. Doch obwohl das Wasser und die Wellen locken, müssen wir zuerst einmal im Auto aufräumen und Wäsche waschen. Das sind die Nachteile eines Overlanding-Trips. Während die anderen Gäste sich die von der Sonne verbrannten Bäuche vollschlagen, holen wir Eimer um Eimer Wasser zu Käppchen, um unsere dreckige Wäsche wieder auf Vordermann zu bringen. Diese wird dann im Africa-Style nicht nur auf der Wäscheleine, sondern in den Bäumen zum Trocknen aufgehängt.


Nach getaner Arbeit springen wir endlich ins Meer, was ähnlich wie in der Elfenbeinküste mit seinen hohen Wellen gar nicht so leicht ist.


Danach machen wir uns auf zu einem Spaziergang zum nächsten Küstendorf namens Butre. Allerdings müssen wir feststellen, dass die Brücke, welche die durch einen Fluss getrennten Dörfer normalerweise verbindet, scheints von einem unfähigen Bootsmann umgefahren wurde und nun seit ein paar Tagen nicht mehr nutzbar ist. Einige Verhandlungen später, nimmt uns ein kleines Boot ans andere Ufer und wir können unseren Fußmarsch fortsetzen.

Es geht durch ein kleines Dorf über einen Hügel zum anderen Küstenabschnitt. Eigentlich wäre die Wanderung malerisch, wären da nicht drei nervige Jungs, die uns kurz vor der Küste anreden und Geld haben möchten. Wo keine Leistung, keine Gegenleistung lautet unsere Devise und wir machen den Kindern klar, dass bei uns nichts zu holen ist. Doch während wir uns das mitgebrachte Bier am Strand schmecken lassen wollen, werden wir durchgehend von den 3 Jungs beobachtet und immer wieder angesprochen. Wir sollen ihnen doch etwas vom Getränk abgeben oder zumindest ihnen Geld dalassen. Beides verneinen wir. Genervt von der Belagerung und mit der bald untergehenden Sonne im Nacken, machen wir uns wieder auf den Rückweg. Doch die Kinder verfolgen uns, laufen mal vor und mal hinter uns her, nicht ohne uns durchgehend anzubetteln, zu rufen, zu singen und uns gehörig zu nerven. Immer wieder bleiben wir stehen und wollen ihnen klarmachen, dass wir alleine gelassen werden wollen, doch das motiviert sie nur noch mehr uns auf die Pelle zu rücken. Als sie schließlich anfangen mich anzugrabschen und ich laut aufschreie, reißt Max der Geduldsfaden. Er sprintet den Halbstarken über mehrere Hundertmeter hinterher, wobei diese ihre Schuhe verlieren und schreiend das Weite suchen. Die Flip Flops werfen wir ins Gebüsch – zumindest eine kleine Genugtuung für den entgangenen, gemütlichen Abendspaziergang. Während wir sonst mit den Kindern in den bisherigen afrikanischen Ländern viel Spaß haben konnten und trotz nervigem Gestarre es immer geschafft hatten, sie lachend loszuwerden, war dies die erste Begegnung, die uns mächtig auf die Nerven gegangen ist. Die Tatsache, dass hier viele weiße Touristen unterwegs sind, die scheints achtlos den Kindern Süßigkeiten und Geld zustecken, hat hier bereits einiges kaputt gemacht. Und auch die kommenden Tage werden wir Zeuge, was derartige touristische Handlungen für Folgen haben können. Anstatt des freundlichen Winkens der Kinder, das wir seit Senegal erfahren durften, sehen wir fast ausschließlich bettelnde Kinderhände, die nach „Sweets“ und „Money“ fragen.
Doch wir lassen uns von den 3-en den Abend nicht verderben. Bereits zurück im Dorf ist unsere Stimmung wieder gut und wir kaufen einem kleinen Jungen, der an der Brücke fleißig beim Kutschieren der Gäste über den Fluss hilft eine Packung Popcorn für seine Leistung uns über das Wasser zu bringen.

Zurück am Camp sehen wir schon ein Lagerfeuer am Strand, das scheinbar bei jeder Abreise von größeren Gästegruppen aufgebaut wird. Am Lagerfeuer sitzend und den tanzenden, trommelnden und singenden Gastgebern lauschend geht unser Abend stimmungsvoll zu Ende.


