Was könnte es Schöneres geben als von Sonnenstrahlen und Meeresrauschen geweckt zu werden? Vielleicht ein Sprung ins kühle Meer! Gesagt, getan und so starten wir den Tag mit einem Sprung ins kalte Nass vor der Küste von Ghana. Da unsere am Vortag gewaschenen Klamotten aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit noch nass sind, lassen wir den Tag langsam angehen und öffnen uns erst einmal eine Kokosnuss zum Frühstück. Kann nicht jeder Vormittag so entspannt starten?! Gegen 9 Uhr sagen wir schweren Herzens GOODBYE zum Strand von Butre und fahren mit Rotkäppchen wieder zurück zur Hauptküstenstraße.

Unser nächstes Ziel ist Elmina – eine der vielen Sklavenburgen, die man entlang Ghanas Küste besichtigen kann. Wir können uns einer englischen Führung anschließen und erfahren, wie grausam die Sklaven damals behandelt und von hier aus nach Amerika und Europa verschifft wurden. So gab es im portugiesischen Fort von Elmina große Säle für Frauen und Männer, in denen diese wie Vieh zusammengepfercht über Wochen und Monate ausharren mussten. Toiletten oder Waschmöglichkeiten Fehlanzeige. Entsprechend viele starben bereits, bevor sie überhaupt per Schiff ins Ausland gebracht wurden. Zudem gab es vor Ort diverse Eigenheiten der Obrigkeit, welche die Sklaven über sich ergehen lassen mussten. Beispielsweise wurden immer, wenn der Kommandeur Lust auf Zweisamkeit hatte, alle Frauen in die Mitte des Burghofes getrieben. Der an der Brüstung stehende Befehlshaber konnte sich daraufhin in aller Ruhe die weibliche Gespielin seiner Wahl aussuchen. Diese wurde dann zum ersten Mal seit der Versklavung gewaschen und per Wendeltreppe in die riesigen und weitläufigen Zimmer des Kommandeurs geschickt. Wenn sie „Glück“ hatte, führte der Beischlaf zu einer Schwangerschaft, die ihr die Möglichkeit gab am Fort als Bedienstete zu bleiben. Sonst würden sie wieder zu den anderen Sklaven in den Kerker geworfen.







Bei unserer Wanderung durch das Fort und die einzelnen Zimmer, besichtigen wir auch die „Door of no Return„. Hierhin wurden die Sklaven gebracht, wenn Boote am Fort anlandeten, die die menschliche Ware an ihren neuen Bestimmungsort bringen sollten. Per steiler Rutsche wurden dabei die Sklaven in einen dunklen Gang gedrängt und von dort aus über eine winzige Luke hinaus auf die Boote gestoßen. Selbst wenn die Sklaven zuvor ein reichhaltiges Leben geführt hatten, so waren sie spätestens zu diesem Zeitpunkt bis auf die Knochen abgemagert, sodass sie den kleinen Mauerschlitz problemlos passieren konnten.

Diese und viele andere schockierende Stories über die Grausamkeit der europäischen Kolonialmächte stimmen uns nachdenklich. Doch unser Guide endet die Tour mit der Aussage, dass die Menschheit aus den Fehlern der Vergangenheit lernen müsse und dass man auch nicht vergessen darf, dass nicht ohne die starke Beihilfe der kriegerischen Stämme Afrikas, die Landsmänner bereitwillig den weißen Kolonialisten im Tausch gegen europäische Ware ausgeliefert haben, diese unvergesslichen Schandtaten an Menschen passieren konnten. Sprich auch auf afrikanischer Seite kein Skrupel vor Menschenhandel bestand und daher weit mehr Personen als lediglich die Kolonialmächte verantwortlich gemacht werden sollten.

Nachdenklich verlassen wir das Fort und laufen zu Fuß durch Elmina. Scheint’s besuchen die meisten Touristen nur das Fort und machen sich nicht die Mühe die umliegende Stadt zu erkunden. Entsprechend interessiert werden wir auf unserem Stadtbummel beäugt. Wir besichtigen noch diverse Posuban Schreine, die von der örtlichen Bevölkerung genutzt werden, um den Vorfahren zu gedenken, Gott anzubeten und im täglichen Leben Unheil von sich und der Familie abzuhalten.


Auf dem Rückweg kaufen wir uns ein paar Mangos und genießen die ungezwungene Atmosphäre der kleinen Hafenstadt.

Auf unserer Weiterfahrt entlang der Küstenstraße gelangen wir schließlich nach Birwima – dort führen deutsche Auswanderer in der 3ten Generation ein Hotel direkt an der Küste und wir fragen, ob wir mit Rotkäppchen gegen ein Abendessen hier campen dürfen. Kein Problem, sagt man uns und so dürfen wir tatsächlich mit herrlichen Blick aufs Meer und mit direktem Poolzugang campen. Abends treffen wir noch ein anderes, deutsches Overlander-Pärchen beim Abendessen und verbringen einen unterhaltsamen Abend mit Austausch von Geschichten und Erfahrungen.
