Nachdem wir alle nervigen Grenzformalitäten hinter uns gelassen haben, betreten wir nun zum zweiten Mal auf unserer Reise den Senegal. Dieses Mal den südlichen Teil namens Casamance. Dieser Abschnitt Senegals ist aufgrund des höheren Wasservorkommens Dank des gleichnamigen Flusses deutlich grüner als der Norden und auch die Menschen weisen hier eine merklich andere Mentalität. Dies hängt wohl zum einen damit zusammen, dass hier der Einfluss der Hauptstadt aufgrund der Trennung des Landstrichs durch Gambia kaum in die südlichen Teile Senegals reichen. Zum anderen versucht die Casamance seit Jahrzehnten unabhängig zu werden, was immer wieder zu Unruhen und blutigen Auseinandersetzungen führt. Auch wir merken, dass hier einfach ein anderer Menschenschlag lebt – freundlich, und gleichzeitig überzeugt von ihren Rechten und voller Überzeugung von der Regierung ignoriert zu werden. Da bereits die Sonne tief steht, beeilen wir uns an die Küste zu kommen und einen schönen Campingplatz für die Nacht zu finden. Am Strand von Kabakoto werden wir fündig. Nach kurzem Sprung ins Meer gibt’s abends Crevetten und wir schlagen uns die Bäuche voll. Dabei kommen wir mit deutschen Ingenieur Studenten ins Gespräch, die hier nach 3-wöchigen Brunnenbau- bzw. Wasserfilterbauarbeiten in einem abgelegenem Dorf noch etwas Erholung suchen. Sie erzählen uns von ihren Erlebnissen und man merkt, wie erleichtert sie sind, bald wieder in Deutschland zu sein ohne dabei die gemachten Erfahrungen missen zu wollen. Toll zu hören, dass es in Deutschland derartige Studiengänge gibt, die solche Fahrten und Erlebnisse ermöglichen und gleichzeitig die Entwicklung der abgelegenen Landstriche fördern.



Für den nächsten Tag haben wir uns das Ziel Pointe Saint-Georges ausgesucht. Die beschriebe Strecke mit schwierigen Sandpassagen erweist sich als tatsächliche Herausforderung, die Max einiges an Lenkmanövern und Konzentration abverlangt.
Aber wir kommen ohne Zwischenfälle im kleinen Fischerdorf an, das uns gleich freundlich empfängt. Im Hinterhof können wir unseren Landy Parken und wir machen uns auf Erkundungstour am Strand. 1.000-de Krabben wuseln hier über den flachen Sandstrand und schlüpfen beim Näherkommen binnen Sekunden in ihre Sandlöcher. Auch Schweine, Geier und anderes Getier tummelt sich hier am Strand und zwischen den Mangroven. Der von den Männern gefangene Fisch wird von den Frauen zum Trocknen auf großen Holztischen drapiert, die mit großen Netzen abgehangen sind, um die Ware vor dem ein oder anderen tierischen Räuber zu schützen. Von Zeit zu Zeit werden die Fische dann gewendet, um sicherzustellen, dass sie perfekt trocknen können.








Auf dem Rückweg unseres Spaziergangs haben wir Glück und sehen Delfine. Diese begleiten die Fähre, die den Casamance Fluss aufwärts bis nach Dakar fährt, indem sie vor dem Boot schwimmen und ab und an aus dem Wasser springen.





Gerade als wir uns nach einem ausgiebigen Spaziergang ausruhen möchten, kommen die Söhne des Unterkunft-Besitzers auf uns zu und fragen, ob wir denn bei einer Hochzeitszeremonie teilnehmen möchten. Natürlich wollen wir uns das nicht entgehen lassen und schon laufen wir mit den Jungs ins Dorf, nicht wissend, was uns gleich erwarten wird. Am Ort das Geschehens angekommen, treffen wir auf diverse Grüppchen, die sich über große Essensplatten hermachen oder diese bereits geleert haben. Wir wehren das Essensangebot ab und setzen uns mit ein paar Jugendlichen unter einen Baum und warten. Worauf – keine Ahnung. Es hat mehr als 30 Grad im Schatten und wir versuchen mit gebrochenem Französisch Small-Talk zu halten, doch die Gespräche verebben schnell. Einige Zeit später erhelllen sich die Gesichter der Jugendlichen – es wird ein großer Eimer mit der Aufschrift „Mayonnaise“ angeschleppt und ein kunstvoll geschnitzter Holzschöpflöffel macht die Runde und jeder holt sich damit einen großen Zug Palmwein. Es ist schwer beim Genuss dieses Getränks Contenance zu bewahren und nicht das Gesicht zu verziehen. Es schmeckt wie vergorener Essig, der mit Wasser gestreckt wurde. Kombiniert mit der Vorstellung, wie viele Bakterien an der Schöpfkelle kleben müssen, kostet es einiges an Überwindung freudestrahlend das kostbare Gesöff zu kosten und den Geschmack zu loben. Während ich bei der 3ten Runde dankbar ablehne, kommen die Jugendlichen erst in Fahrt und genehmigen sich ordentliche Mengen des Palmweins.


Jetzt kommt endlich etwas Schwung in die Grüppchen links und rechts neben uns. Alle wandern langsam und bestimmt in Richtung einer kleinen Lichtung, wo neben einigen Sitzgelegenheit auch ein Gabentisch aufgebaut wurde. Man erklärt uns, dass heute nicht die „richtige Hochzeit“ sei, sondern zwischen den Brauteltern und der Familie des Bräutigams die Mitgift ausgehandelt wird. D.h. zum einen muss das ganze Dorf mit Speis und Trank feierlich versorgt werden und zudem müssen die Gaben auf dem Gabentisch wohlwollend von dem Eltern des Bräutigams angenommen werden, damit einer Hochzeit nichts mehr im Wege steht. Diverse Spirituosen, Soft Drinks und nicht weiter identifizierbarer Brautausstand wird nun fein säuberlich auf dem Tisch aufgebaut, diskutiert und nach einiger Zeit abgenickt. Dem ganzen folgen diverse Tanzeinlagen der Frauen, noch mehr Palmwein und warmer Weißwein aus dem Tetra Pack.



Nach einiger Zeit beginnt die eine Hälfte der Hochzeitsgesellschaft aufzubrechen, da sie noch einen weiten Weg per Boot zurücklegen müssen. Die andere Hälfte, vermeintlich die Verwandtschaft des Bräutigams und die Dorfgemeinschaft genießen weiter die mitgebrachten Köstlichkeiten inkl. Palmwein. Wir aber ziehen uns höflich zurück, bevor wir noch mehr Palmwein verköstigen müssen. Zurück bei unserem Stellplatz treffen wir eine Overlander Familie, die es ebenfalls hier hinter geschafft hat. Die Bell Familie bestehend aus einem 18-jährigen Sohn, einer 14-jährigen Tochter und den beiden Eltern Graham und Luisa kommen aus Südafrika und sind seit 7 Jahren mit ihrem ausgebauten Land Rover auf Achse. Es ist spannend zu erfahren wie die 4 auf engstem Raum ihren Lebensunterhalt bestreiten und so sitzen wie noch einige Zeit abends zusammen und lauschen gespannt ihren Erzählungen von Südamerika, das sie letztes Jahr bereist haben. Der Morgen beginnt mit einem Papaya-Frühstück- die Letzte der aus Gambia mitgebrachten, super leckeren Früchte. Danach kämpfen wir uns wieder zurück durch die Sandpiste und erreiche schließlich am späten Vormittag Zingounchor, wo wir unser Guinea-Bissau Visum beantragen und nach 10 Minuten in Händen halten. Wenn die Visa-Vergabe doch überall so unkompliziert wäre! GUINEA-BISSAU wir kommen.