Gambia – kleines Land mit großem Lächeln

Unser heutiges Ziel lautet: GAMBIA. Die Fahrt über die senegalesische Grenze gen Gambia verläuft sehr unkompliziert und nach einer knappen Stunde werden wir freudestrahlend in Gambia willkommen geheißen.

 Die Mentalität der Gambier erscheint uns viel offener und freundlicher zu sein und wir müssen zugeben, dass Gambia seinem Spitznamen „The smiling coast“ zu 100% gerecht wird. Das hängt aber fairerweise auch damit zusammen, dass wir uns endlich wieder mühelos mit der Bevölkerung verständigen können, da Gambia als ehemalige britische Kolonie die englische Amtssprache beibehalten hat. So kommt man schnell ins Gespräch mit den Leuten und kann mit ihnen Small-Talk halten. So werden wir gleich an der Grenze von einem Polizisten angehauen, ob wir nicht Rotkäppchen verkaufen wollen. Er gibt uns gleich seine Handynummer und Max muss ihm versprechen, dass er ihn anruft, sobald wir in Südafrika sind, damit er den Wagen abholen kann. Später erfahren wir, dass sehr viele Rallies durch Gambia und Senegal fahren (z.B. Amsterdam – Dakar) und diese meist mit „schrottreifen Autos“ bestritten werden, die dann in Gambia oder Senegal verhökert werden. Ob sich das finanziell wirklich lohnt, bleibt fraglich. Ein großes Abenteuer ist es allemal.

Auf unserer Fahrt südlich des Gambia Rivers gen Serekunda werden wir alle 5 Kilometer von einem Polizei-Stopp angehalten und meist mit einem freundlichen, aber bestimmten Blick gefragt, was für ein Geschenk wir ihnen denn mitgebracht hätten. Dabei schweifen die Augen der Beamten immer blitzschnell über alle Gegenstände im Wageninneren, um möglichst schnell auszumachen, ob sich nicht ein erstrebenswertes Geschenk im Fahrzeug befindet. Unsere Standardantwort, die beinahe immer den Beamten den Wind aus den Segeln nimmt lautet „We brought you a big smile from Germany!“. Natürlich nicht, ohne die Beamten dabei mit einem breiten Grinsen anzulachen. Meist endet die Situation in einem gemeinsamen Gelächter und einem anschließenden Handzeichen, das uns auffordert weiterzufahren. 

Und so fahren wir gemütlich durch die stark bewaldete, güne Natur Gambias und bummeln unserem heutigen Ziel Serekunda entgegen. Jeder Abstecher gen Flusslauf, um dort kurz Rast zu machen endet leider in irgendwelchen Hinterhöfen oder einer abrupt endenden Straße. Irgendwie scheint es schwierig zu sein, tatsächlich ans Wasser zu gelangen. Und so entscheiden wir uns an die Küste zu fahren und uns dort kurz im Meer abzukühlen. Von anderen Overlandern haben wir gehört, dass sie vor einiger Zeit an der Küste mitgeholfen haben eine kleine Bar aufzubauen und genau dort fahren wir hin. Nach ewigen Suchen (da die Bar noch kein offizielles Schild hat und auch der uns genannte Name sich als falsch bzw. veraltet entpuppt). Kafu empfängt uns sehr herzlich und wir genießen den Nachmittag am Meer in Kafu’s Beach Bar.

Gegen halb 5 brechen wir wieder auf, denn wir haben heute ein „Blind-Date“ mit Conny & Nati, zwei deutschen Schwestern die nach Gambia ausgewandert sind und deren Kontakt Max über seine Tante erhalten hat. Schon etwas komisch in einem fremden Land, in einer fremden Stadt sich an einem Marktplatz zu verabreden und nicht zu wissen, ob einem das Gegenüber gleich sympathisch sein wird, oder ob man nach einem kurzen Anstands-Besuch gleich wieder die Flucht ergreifen will. Doch das Treffen mit den beiden Rasta-Ladies verläuft mehr als angenehm. Wir werden sehr gastfreundlich empfangen und sind sofort auf einer Wellenlänge. Die zwei Schwestern leben nun seit fast 9 Jahren in Gambia, haben in Deutschland ihre Zelte abgebrochen und sich für die Verwirklichung ihrer Träume entschieden – einem schönen Grundstück in Serekunda mit eigenem Garten (u.a. Papayabäumen, von deren tollen Geschmack wir uns eigens überzeugen dürfen) und Gästehäuschen. Wir erfahren von Conny & Nati viel über die Lebensumstände, teils gewöhnungsbedürftigen Eigenheiten der Nachbarn und die Einschränkungen, auf die man sich einlassen muss, wenn man einen derartigen Traum leben und genießen möchte. Zum Beispiel herrscht seit dem vermeintlichen Anschlag auf das Wasserpumpwerk durch den ehemaligen Präsidenten immer wieder Wasserknappheit und die beiden müssen entsprechend oft auf fließend Wasser verzichten und sich mit ihrem manuell zu bedienenden Brunnen behelfen. Aber alles eine Sache der Einstellung, weshalb wir keinen Moment an ihrer Aussage zweifeln, dass sie sich pudelwohl in Gambia fühlen und die Entscheidung hierher zu kommen keinen Moment bereut haben. So genießen wir einen gemütlichen und unterhaltsamen Abend auf der Terrasse und dürfen im Anschluss im Gästehaus übernachten – in einem richtigen Bett! Ein wahrer Luxus, der einen morgens gar nicht aufstehen lassen möchte. Nach ausgiebigem Frühstück packen wir wieder unsere 7 Sachen und verabschieden uns von den beiden Rasta-Ladies, die wir in kürzester Zeit ins Herz geschlossen haben.

Nachdem wir unsere Vorräte in der Stadt noch aufgestockt haben (hier in Gambia gibt es wirklich alles, was das Herz begehrt – nur darf man dabei nicht zu genau auf das Herkunftsland sehen, sonst vergeht einem ein wenig der Appetit – oder wie würdet ihr auf Kekse aus Thailand und Eier aus Polen reagieren?), bekommt Rotkäppchen noch eine Wäsche und wir fahren wieder der Grenze entgegen.

Die kleinen Hütten, die wir bei der Anfahrt zur Grenze passieren, sind umgeben von riesigen Mangobäumen, die massenweise Früchte tragen. Ein toller Anblick, der die Herzen von Mango-Fans wie mich höher schlagen lassen. Doch die Stimmung wird getrübt durch die allgegenwärtige Armut der Bevölkerung, die auf dieser Strecke deutlicher als bei der Anfahrt erkennbar ist. Trotz Wasserreichtum lebt hier ein Großteil der Leute an oder unter der Armutsgrenze. 

Riesiger Mango-Baum am Straßenrand

Gegen Mittag erreichen wir schließlich die Grenze. Nicht gerade die beste Uhrzeit, wie wir feststellen müssen. Während die Grenze in Gambia erneut unkompliziert verläuft, empfängt uns Senegal mit einem Hornochsen von Polizisten, der unsere Geduld mehr als auf die Probe stellt. Das beginnt schon mit dem Parken des Autos. Max fährt Rotkäppchen beim Polizei-Stopp rechts ran und stellt den Motor ab. Schon kommt der Hüter des Gesetzes angewackelt und fordert uns auf, 20 Meter weiter vorne in der prallen Sonne zu parken. Wiederwillig, aber stets freundlich lächelnd parken wir also Rotkäppchen wie uns geheißen und hoffen auf ein schnelles Weiterkommen, da die vorherrschenden 35 Grad uns in kürzester Zeit die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Doch wir haben die Rechnung nicht mit unserem griesgrämigen Polizeibeamten gemacht, der unsere Papiere checkt und dann behauptet, dass wir vom Zollbüro noch einen Stempel benötigen. Dies ist zwar vollkommener Humbug, aber er möchte uns nicht ohne diesen Stempel weiterfahren lassen. Wir geben also nach und fragen, wo wir denn den zuständigen Beamten finden können – in der Hoffnung dass dieser besser Bescheid weiß und uns ohne Stempel fahren lässt. Der Beamte wäre jetzt in der Mittagspause und würde erst in einer guten Stunde wieder am Platz sein, daher sollen wir uns doch gedulden und warten. Weitere 10 Minuten versuche ich dem Polizisten die Hinfälligkeit dieser Aktion weiß zu machen – es hilft nichts. Wir sitzen in der Mittagshitze am Grenzposten fest. Während wir die Zeit mit Putzen des Autos und Reiseführer lesen totschlagen, lässt uns der Beamte nicht aus den Augen. Um 2 Uhr, als endlich der Zollbeamte aus der Mittagspause zurück kommt, halte ich ihm unsere Papiere unter die Nase und er meint nur, „C’est bon!“ Und schickt uns weg. Wutentbrannt renn ich zu seinem unfähigen Kollegen der uns hier festgehalten hatte und erkläre ihm, dass er uns zu unrecht festgehalten hat und uns eine wertvolle Stunde unseres Lebens gekostet hat inkl. nahenden Hitzschlag. Er zuckt nur mit den Schultern und wendet sich von mir ab. Ich wünsche mich in diesem Moment einfach nur zurück nach Gambia. Wären wir doch länger in diesem freundlichen und v.a. unkomplizierten Land geblieben!