Marokko – Teil 2 – Vom Mittleren Atlas über die Straße der Kasbahs in den Hohen Atlas

Nach unserer Stadtbesichtigung von Fès, starten wir am Nachmittag in Richtung Park Tazekka, ein eher unbekannter Park im Mittleren Atlas, der mit schönen Wanderungen und toller Natur lockt. Die Anfahrt in den Park ist traumhaft durch eine kleine Schlucht und auch die kleinen verschlungenen Straßen durch Korkwald begeistern uns. Nach etwas längerer Suche entdecken wir auch einen netten Stellplatz, wo wir die Nacht wild campen können. Eigentlich wäre alles super, wenn nicht das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung machen würde. Es ist eisig kalt und es liegt sogar etwas Schnee. Nachdem wir schnell das Dachzelt aufgestellt und uns alle dicken Klamotten aus dem Kleiderschrank übergeworfen haben, wird erst einmal Suppe zum Aufwärmen gekocht.

Danach kringeln wir uns schnell in unsere Schlafsäcke ein und versuchen zu schlafen. Allerdings stellt sich das als gar nicht so einfach raus, da man die Wahl zwischen Gefrierbrand im Gesicht und Ersticken im Schlafsack hat. Sobald man nur ein klein bisschen aus dem Schlafsack rauslurt, ist schon die Nase eingefroren. Als wir am nächsten Morgen ziemlich zerknittert und fröstelnd aus dem Dachzelt kriechen ist die Frontscheibe von Rotkäppchen gefroren und am Landy haben sich erste Eiszapfen gebildet. Wir packen so schnell es geht unsere Sachen zusammen und düsen los, um mittels Heizung auf Hochtouren wieder etwas Wärme in den Körper zu bekommen. Als die Sonne langsam rauskommt, suchen wir uns einen schönen Picknick-Platz um Kaffee & Oat zu kochen. Eine Wohltat!

Auf der Weiterfahrt entdecken wir ein Schild, das einen Wanderweg ankündigt. Laut Reiseführer sollen die Wanderungen gut ausgeschildert und damit auch ohne lokalen Guide machbar sein. Also Turnschuhe an und los geht die Wanderung, die uns mit den angekündigten 1,5 Stunden Fußmarsch mehr als machbar erscheint. Leider war das Schild am Parkplatz die einzige „gute Markierung“, die uns auf unserer gesamten Wanderung begegnet. Nach kürzester Zeit laufen wir Pfade, die wir als richtig interpretieren, sich aber immer wieder als Ziegen-Pfade erweisen und oft im Nirvana enden. So arbeiten wir uns von einem kleinen Hügel zum Nächsten und haben uns in kürzester Zeit verlaufen. Zwar können wir uns immer wieder orientieren und sehen auch regelmäßig Teile der Teerstraße, doch immer wieder versperren Sträucher, unpassierbare Steine o.ä. den Weg. So brauchen wir insgesamt das Doppelte der auf dem Schild ausgeschriebenen Zeit, um schließlich wieder am Auto anzukommen. Trotz der paar Extra-Meilen war es aber eine grandiose Wanderung, die uns richtig gut gefallen hat. Allerdings ist uns jetzt klar, dass die Autorin des Reiseführers wohl kaum eine der Wanderungen persönlich unternommen hat, sondern vielmehr nur an den Schildern vorbeigefahren sein muss bei Ihrer Recherche.

Wir verlassen den Park und düsen weiter gen Süden, wo wir immer mehr karge Landschaften vorfinden. Die Trockenheit und Tristesse, die diese Landschaft ausstrahlt, ist im ersten Moment befremdlich und nicht sonderlich einladend. Doch je länger man sich mit dieser Landschaft auseinandersetzt, desto spannender ist der Kontrast zum morgendlichen grünen Park. Wir landen gegen Abend in Mahirija, wo wir Rotkäppchen im Camp Benyakoub abstellen. Ein schöner Camping Platz irgendwo im Nirgendwo.

Am kommenden Morgen geht’s weiter Richtung Midelt, wo wir zu Mittag essen wollen. Der Magen knurrt, aber irgendwie finden wir außer Cafés einfach kein Restaurant, wo man mehr als ein Omelette zubereitet bekommt. Schließlich frage ich in einem Café, ob sie uns denn ein Restaurant empfehlen können. Und tatsächlich, versteckt in einem Hauseingang, in den wir nie reingegangen, geschweige denn ein Restaurant vermutet hätten, bekommen wir super leckere Tajines. Frisch gestärkt verlassen wir Midelt. An der nahegelegenen Tankstelle wird Max plötzlich von einem marokkanisch aussehenden Mann in perfektem Deutsch angesprochen. Es stellt sich heraus, dass Lahcen und seine Frau Anita hier in der Wüste regelmäßig Dünenfahrten anbieten (www.discoveraroundmorocco.com) und gerade von einer ihrer Touren zurückkehren. Spontan werden wir auf eine Tasse Kaffee eingeladen und freuen uns über die interessanten, interessierten und spannenden Gesprächspartner. Da wir allerdings noch etwas Weg vor uns haben, brechen wir schweren Herzens auf und düsen weiter Richtung Hohen Atlas. Das Camp für diesen Abend (Jourassique Camping) liegt dabei mitten in einer Schlucht und bietet eine traumhafte Kulisse. Der perfekte Platz, um hier unser Nachquartier aufzuschlagen.

In den kommenden Tagen fahren wir entlang der Straße der Kasbahs durch den Hohen Atlas. Kasbahs sind Lehmbauten, die aufgrund des hohen Instandhaltungsaufwandes lange Zeit dem Verfall geweiht waren, als „bessere“ und v.a. langlebigere Bauweisen aufkamen. Doch Dank ein paar cleveren Marokkanern, die die Lehmbauten als Touristenattraktion identifiziert haben, werden immer wieder Kasbahs renoviert und aufgebaut und entweder als Museum oder Hotel umfunktioniert. Die dicken Lehmwände sorgen dabei im heißen Sommer für angenehme Kühle und auch sonst ist die Bauweise neben seiner Funktionalität wunderschön anzusehen – wie wir in Skoura bei der Besichtigung der Kasbah Amridil uns selbst überzeugen können.

Doch zuvor geht’s tief hinein in die Dadesschlucht – die über kurvenreiche Straßen zu erreichen ist und mit beeindruckender Landschaft glänzt. Am Camping Platz angekommen (Camping Berber de la Montagne), machen wir noch einen kleinen Spaziergang entlang der Schlucht und einen Abstecher durch ein Berber-Dorf. Leider müssen wir auf dem Rückweg (nachdem wir den Fluss über eine nicht gerade vertrauenswürdig aussehende Brücke gequert hatten) feststellen, dass es in Nähe des Camps keine zweite Brücke gibt. Also Schuhe aus und einmal quer durch den eisigen Bergfluss gewatet – marokkanisches Kneip-Becken Deluxe.  

Am nächsten Morgen queren wir von der Dadesschlucht aus über eine sandige Piste zum Rosental, das aufgrund seiner Rosenblüte im April/Mai seinen Namen trägt. Auch diese Strecke beeindruckt uns landschaftlich, während wir immer wieder Normaden-Zelter passieren, die hier ihre Schaf- & Ziegenherden überwintern.

Während wir mittags uns in Skoura den Magen mit Bouchettes (Fleischspieße) und Ziegenkäse-Omelette vollschlagen, wird abends in Ouazazate am Campingplatz Ecolodge la Palmeraie selbst gekocht. Die Pfauen, die uns dabei immer wieder einen Besuch abstatten, sind dabei nicht die einzigen seltsamen Vögel auf dem Campingplatz…