Die Reisevorbereitungen

Um ein halbes Jahr durch diverse Klimazonen, unterschiedlichste Vegetationen und mehr als zwei dutzend fremde Länder zu reisen, sollte man die richtigen Vorbereitungen treffen, um am Ende nicht hilflos irgendwo festzustecken. Egal ob es das Schlammloch ist, das das eigene Gefährt nicht mehr freigibt, der Grenzer, der einem die Weiterfahrt aufgrund fehlender Papiere verwehrt, oder eine Infektion, die einem zur Heimreise zwingt – mit all diesen Eventualitäten, die einem in fremden Terrain erwarten können, sollte man sich vorab zumindest einmal kurz auseinandergesetzt haben, um in solchen Situationen Herr seiner eigenen Sinne zu bleiben und sich selbst aus diesen Situationen retten zu können, oder zu wissen, wie man an Hilfe kommt.

Das bedeutet allerdings nicht, dass man sich bei einer Transafrika Reise, wie wir sie planen, auf jedes Problemchen einstellen kann. Vielmehr ist es wichtig mit einer positiven Grundeinstellung und der notwendigen Aufmerksamkeit eine derartige Reise anzugehen, und in schwierigen Situationen Ruhe zu bewahren. Zudem sind jenseits von medizinischen bzw. ausstattungstechnischen Präventivmaßnahmen natürlich auch ganz ordinäre Dinge zu organisieren, die einige Zeit in Anspruch nehmen.

Grundsätzliches

Wer sich auf eine Abenteuerreise – wie z.B. einen Transafrika Trip – einlässt, muss sich als erstes mit den grundsätzlichen Fragen auseinandersetzen:

  • Mit wem möchte ich diese Reise unternehmen?
  • Wie möchte ich die Reise finanzieren?
  • Wie viel Zeit plane ich für das Reisevorhaben ein?
  • Wie möchte ich reisen? Per Pedes, mit dem Motorrad, mit dem Auto oder als Tramper bzw. als Rucksackreisender mit den öffentlichen Verkehrsmitteln?
  • Und vielleicht auch die Frage – wo solls überhaupt hingehen?

Viele dieser Fragen waren Max und mir von Anfang an klar. Wir wollen definitiv zu zweit dieses Abenteuer wagen, da jede andere Konstellation für uns nicht denkbar und zum Scheitern verurteilt wäre. Dass wir mit einem Geländewagen reisen würden, war ebenfalls fix, da wir bereits auf anderen Reisen die Erfahrung gemacht hatten, dass wir diese Art der Fortbewegung dem Rucksackreisen vorziehen, da es eine gewisse Unabhängigkeit mit sich bringt und einem die Möglichkeit gibt mehr Orte in kürzester Zeit anzusteuern und schwierige bzw. unangenehme Situationen schneller verlassen zu können. Die Frage nach der Destination unserer Reise war schon etwas kniffliger – während für mich sofort feststand, dass es ein Afrika-Trip werden sollte, hatte Max anfangs auch noch Südamerika auf der Wunschliste. Der Vorschlag, dass wir ja immer noch im Nachgang diesen Kontinent entdecken können, stimmte ihn allerdings um. Die Idee „München – Kapstadt auf der Westroute“ war geboren.

Die finanziellen und zeitlichen Vorgaben haben sich bei uns von alleine ergeben. Budgetär stand schnell der Plan unseren Unterhalt vor Ort von den Mieteinnahmen unserer Wohnung in München zu finanzieren. Die anderen Invests in ein geländefähiges Auto, den Ausbau des Autos und die restlichen anfallenden Kosten für medizinische Versorgung, Versicherungen etc. soll von unserem Ersparten abfließen. Allerdings immer mit dem Ziel mit ausreichend Rücklagen wieder in München anzukommen, um abgesichert zu sein. Zeitlich haben wir uns 6 Monate + 1 Monat Puffer als Zeitplan gesetzt. Auch wenn die vor uns liegende 25.000 Kilometer-Strecke deutlich schneller passierbar ist, wollen wir uns auch den Luxus gönnen können mal mehrere Tage an einem Ort zu bleiben, oder aber immer mal wieder Abstecher nach rechts und links der Strecke zu machen, um die Schönheit der Länder entdecken und genießen zu können.

Behördengänge

Der Besuch von verschiedenen Behörden ist bei einer derartigen Reise leider obligatorisch. Neben dem internationalen Führerschein, der Zulassung des frisch erstandenen Fahrzeugs, ist auch die Anschaffung eines zweiten Reisepasses empfehlenswert. Für Fernreisen über mehrere Monate kann man im Passamt ein zweites Reisedokument beantragen. Neben einem nett verfassten Begründungs-Schreiben und einem Passfoto, muss man je nach Beamten auch noch die Reisekrankenversicherung, eine Karte mit den eingezeichneten Ländern, die man passieren will und einen internationalen Führerschein vorlegen. Die Vorteile dieses zweiten Reisedokumentes liegen auf der Hand – zum einen kann man dadurch sicherstellen, dass trotz Diebstahl man nicht ohne Dokumente dasteht (natürlich unter der Prämisse, dass man die Reisepässe an zwei unterschiedlichen Orten aufbewahrt). Zum anderen beschleunigt das Zweitdokument die Visa-Beschaffung, da man hiermit in einer Stadt parallel die Visum-Anträge einreichen kann. Und zu guter Letzt ist bei Bereisen von 28 Ländern in denen fast immer Visa-Pflicht vorherrscht auch irgendwann der dickste Reisepass voll – vor allem, wenn die Grenzbeamten sich gerne auf 2-4 Seiten verewigen.

Routenplanung & Länderinformationen

Wie habt ihr euch eigentlich die Route ausgesucht?

Eine Frage, die uns immer wieder gestellt wird, die aber gar nicht so leicht zu beantworten ist. Zunächst einmal haben wir uns zwischen der Strecke entlang der Ost- und der Westküste entscheiden müssen. Da wir aber Länder wie Sudan und Somalia nicht unbedingt passieren wollten, stand schnell die Entscheidung für eine Fahrt entlang der Westküste Afrikas fest. Wer sich jetzt fragt, warum wir nicht mitten durch Afrika fahren, wird bei Blick auf die Karte und die dort auftauchenden Ländernamen schnell verstehen, warum dies keine gute Idee sein würde. Nachdem das grobe Ziel also mit Westküste und Ankunftsort Südafrika festgezurrt war, haben wir uns an die Detailplanung gemacht. Dabei helfen neben einschlägiger Literatur – z.B. die sehr unterhaltsame Lektüre „Arika auf der Westroute – Europa-Kapstadt“ von Barbara Bitschnau – , diverse Reiseblogs und natürlich die gute alte Seite des auswärtigen Amtes. Bei letzterer Inspirationsquelle gilt allerdings folgende Regel zu beachten: Nicht länger als eine Stunde am Stück über mögliche Krisengebiete, Krankheiten und sonstige negativen Eigenschaften der einzelnen Länder recherchieren, sonst fängt man an sein Reisevorhaben in Frage zu stellen. Zudem sollte man zwischendurch immer wieder positive Blogbeiträge sich zu Gemüte führen, damit man nicht trübselig wird bei so viel geballtem Leid und Grausamkeit auf dieser Welt. Dabei sollte man die Tipps des auswärtigen Amtes natürlich keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen – nur sollten diese in Maßen konsumiert und richtig eingeordnet werden. Wenn im Norden eines Landes Bürgerkrieg herrscht, heißt das noch lange nicht, dass man den Süden nicht bereisen kann. Eine gute Mischung aus Wachsamkeit, tagesaktuellen Einschätzungen der örtlichen Bevölkerung und ein gutes Bauchgefühl sagen einem normalerweise einigermaßen gut voraus, in welche Gegenden man sich tatsächlich vorwagen sollte ohne ein Risiko einzugehen.

Aus den oben genannten Quellen lassen sich somit Land für Land die Punkte VISA Beschaffung, Grenzen & sonstige Einreisebestimmungen, Warnung des auswärtigen Amtes, Krankheiten, beste Reisezeit, Währung, Sprache, Sehenswürdigkeiten, Empfehlungen und sonstige wissenswerte Fakten sammeln und bestimmen schließlich die Reiseroute. Mehr Details zu unseren Reiseplänen findest du hier.

Medizinische Vorbereitung

Für alle, die Arzttermin meiden oder notwendige Behandlungen immer auf die lange Bank schieben, ist eine lange Reise genau das richtige Mittel, um den Körper wieder einmal zwangs-durchchecken und generalsanieren zu lassen. Dabei sollten die jährlich zu absolvierenden Arztbesuche wie z.B. eine Visite beim Zahnarzt nicht in der letzten Minute vor Abfahrt geschehen, sondern es empfiehlt sich einen Puffer von mindestens 3-4 Wochen einzuplanen. Nicht, dass man euch noch erzählt, dass die Weisheitszähne so kurz vor der Reise vorbeugend entfernt werden sollten (so geschehen bei mir), oder andere medizinische Vorsorgemaßnahmen euren Abreise-Zeitplan durcheinander bringen. Sich allerdings vor der Reise prophylaktisch den Blinddarm entfernen zu lassen, finde ich persönlich ein wenig übertrieben – hoffentlich bereue ich diese Einstellung nicht während der Reise!

Ebenfalls wichtig ist eine tropenmedizinische Beratung und ein ausgiebiger, fachmännischer Check des Impfpasses. Gegen viele, der auf der Seite des auswärtigen Amtes beschriebenen Horror-Krankheiten kann man sich tatsächlich impfen lassen. Aber auch hier gilt ein Abwägen der Wahrscheinlichkeit eines Auftretens der Krankheit gegenüber den empfohlenen Impfmaßnahmen – zumal diese ein großes Loch in die Reisekasse reißen können, sofern man nicht eine kulante Reisekasse hat, die sich brav an den Kosten beteiligt (hierbei ist die Techniker Krankenkasse lobend zu erwähnen, welche sich bisher immer bereitwillig an vielen Reiseimpfungen und Vorsorgemaßnahmen beteiligt). Da wir schon viele Impfungen für andere Urlaube in unsere Arme spritzen haben lassen (Hepatitis A, B, Tollwut, Gelbfieber, Typhus), standen dieses Mal nur noch Cholera und Meningokokken auf unserer To Do Liste. Zusammen mit Malariaprophylaxe (nur für den Einsatz in Malaria-Hochgebieten und bei tatsächlichem Verdacht auf eine Malariaerkrankung – alles andere würde die Leber 6 Monate lang nicht verkraften) und Antibiotikum kommt man da schnell auf eine Apotheken-Rechnung von mehreren hundert Euro.

Abschließend gilt es noch die Reisemedizin zusammenzustellen und ausreichend Mittel gegen Durchfall, Fieber, Entzündungen, Ohrenschmerzen u.v.m. im Gepäck zu haben. Auch diverse einzelverpackte Spritzen und Verbandszeug ist empfehlenswert. In manchem Buschkrankenhaus sollte man auf die eigen mitgebrachten Utensilien bestehen, sofern man nicht mit mehr Krankheiten im Gepäck wieder abreisen will.

Versicherungen

Der Abschluss von einer passenden Kranken- sowie Autoversicherung fürs Ausland ist ebenfalls zeit- und recherchetechnisch nicht zu unterschätzen. Nach langem Recherchieren haben wir uns bei der Krankenversicherung schließlich für die Hanse Merkur entschieden – mit 1,15 € am Tag nicht ganz billig, dafür ohne Selbstbeteiligung und mit vielen Extras.

Die Autoversicherung ist noch etwas komplizierter – da je nach Zulassung (PKW, LKW oder Wohnmobil) eine andere Versicherung gewählt werden sollte. Außerdem lohnt es sich, vorab zu prüfen, ob man nicht die bestehende Versicherung während des Auslandsaufenthaltes pausieren kann. Darüber hinaus sollte man fürs Fahrzeug noch einen Carnet de Passage für sämtliche Grenzformalitäten besorgen (z.B. beim ADAC). Dieser dient dazu, das Fahrzeug ordnungsgemäß und problemlos in die jeweiligen Länder ein- und auszuführen. Außerdem sollte man sich auch noch internationale Fahrzeugpapiere ausstellen lassen.

Diverses

Die oben genannten Aufgaben sind nur ein paar, der zu erledigenden Dinge vor so einer langen Reise. Da gibt es noch die zeitraubenden Gänge zum Arbeitsamt (sofern man nicht in den Genuss eines Sabbaticals kommt), die Organisation eines Nachmieters, das Umziehen der in Deutschland verbleibenden Dinge, das Packen & Besorgen der Campingausrüstung, die Beschaffung von Foto- & Videoequipment, das Buchen der Autofähre und, und, und.

Optional kommen noch das Aufsetzen eines Blogs, die Konzeption eines Spendenprojektes und die Akquise von Spendern und die Erstellung eines Instagram bzw. Facebook Accounts hinzu. Ganz zu Schweigen vom Designen eines eigenen Logos.

Das größte Projekt ist und bleibt aber die Beschaffung und Ausstattung des eigenen geländefähigen Autos – das Zuhause für die kommenden 6 Monate. Hier fließt die meiste Liebe, Planung und handwerkliche Arbeit rein, da man schließlich sicher und einigermaßen komfortabel reisen möchte. Mehr zu unserem Land Rover Defender „Rotkäppchen“ und den Innen- und Außenausbau könnt ihr hier erfahren.