Madagaskar – Tag 19: Morgendliche Schaukelpartie

Pünktlich um 3 Uhr morgens reißt uns der Wecker aus dem Schlaf. In stockdunkler Finsternis machen wir uns schließlich zu Fuß auf den Weg Richtung Hafen. Da es – wie so oft auf Madagaskar – keine Straßenbeleuchtung gibt und auch die wenigen Gefährte, die zu so früher Stunde unterwegs sind, meist kein Licht haben, ist diese kurze Wegstrecke nicht ganz ungefährlich. Der Hafen liegt noch sehr verschlafen da, als wir pünktlich – wie uns geheißen – um 3:30 Uhr am Bootsanleger ankommen. Außer uns sind nur ein paar wenige europäischer Touristen zu sehen, alle anderen scheinen noch zu schlafen. Das hat man mal wieder von der deutschen Pünktlichkeit – wären wir doch noch ein paar Minuten länger liegengeblieben!

Eine gute halbe Stunde später kommt langsam Bewegung in die Sache. Immer mehr einheimische Passagiere erscheinen mit riesigen Gepäckmengen am Anleger und auch die ersten Bootscrew-Angehörigen tauchen auf. Jetzt beginnt eine nicht enden wollender Prozess der Passagierkontrolle. Jeder Name wir einzeln aufgerufen und aufs Boot gelassen. Dabei kämpft sich der genannte Kunde mit zum Teil sperrigem Gepäck über einen schmalen Weg voller wartender Passagiere, um aufs Boot zu gelangen. Wohlgemerkt sofern der glückliche Aufgerufene seinen Namen verstanden hat – das ist bei ausländischen Namen dann doch nicht immer der Fall. Nach ca. einer Stunde ist es vollbracht. Alle Passagiere befinden sich an Board und die Schaukelpartie beginnt. Neben den erneut sehr schnell blass werdenden Gesichtern um einen rum, habe ich das Glück neben dem dicksten Passagier einen Platz zu finden und kämpfe neben der Übelkeit auch mit der Tatsache, dass wir über Stunden eng aneinander gedrückt die Sitzbank teilen. Das reinste Vergnügen am frühen Morgen! Als es endlich hell wird, beschließen Max und ich an Deck zu flüchten, um neben Frischluft auch den Ausblick zu genießen. Ein spannendes Unterfangen, wie sich rausstellt. Sobald man das tiefe Loch zum Motorraum neben der Leiter zum Deck erfolgreich passiert hat ohne bei starkem Wellengang und mit stark schwankendem Schritt reinzufallen, gilt es die steile Leite hochzuklettern und dort ohne von einem erneuten Schwank des Bootes über Board geworfen zu werden, Halt zu finden. Wie viele Passagiere hier schon frühzeitig das Boot verlassen haben, will man lieber nicht nachfragen. So verbringen wir teils liegend, teils sitzend die restliche Fahrt und genießen den Blick aufs offene Meer – auf dem in der Ferne immer mal wieder Fontänen und Flossen von Walen zu erkennen sind, die hier um diese Jahreszeit jährlich vorbeiziehen.

Gegen 10 Uhr erreichen wir schließlich wieder das Festland – natürlich nicht ohne den obligatorische Schwimmwesten-Flüchtlingsboot-Transfer zum Ufer. Während viele noch erschöpft am Strand sitzen bleiben, heißt es bei uns schon: Ab zum Auto und losfahren. Immerhin wollen wir heute noch bis zum Park Andasibe gelangen – sprich gut 350km Autofahrt zurücklegen. Ein klassischer Transittag, der zwar landschaftlich und abenteuertechnisch (LKW Überholmanöver en masse!) einiges zu bieten hat, aber kaum Zeit zum Stehenbleiben und Rasten lässt.

Landschaftsaufnahme während der Fahrt

Ziemlich fertig und froh, dass wir noch im Hellen eine Unterkunft erreichen konnten, kommen wir schließlich im Feon’ny Ala Hotel an. Eine große, gepflegte Bungalow-Anlage empfängt uns. Hier ist man auf größere Besuchermassen eingestellt, da der nahe gelegene Andasibe Park sowohl viele einheimische als auch ausländische Touristen anlockt. Kurz liebäugeln wir noch mit dem Gedanken einer Nachtsafari durch den Park zu unternehmen, gestehen uns dann aber ein, dass morgen auch noch ein Tag ist. Wir gehen früh zu Bett, um am nächsten Morgen um 6 Uhr (dann soll angeblich der Park seine Pforten öffnen) vor den anderen Touristengruppen im Park zu sein.

*Anmerkung: Aufgrund der starken Schaukelpartie auf Deck und der anschließenden Eile, um von A nach B zu kommen, haben wir an dem heutigen Tag kaum Fotos geknipst. Aber keine Sorge, die nächsten Tage sind umso bebilderter!