Nach dem Aufstehen empfängt uns dichter Morgennebel, der uns auch auf dem Weg Richtung Parkeingang des Andasibe National Parks begleitet.
Frühstück in Andasibe
Am Park-Office angekommen, sind wir tatsächlich die ersten Touristen. Aber auch sonst ist hier noch nicht sonderlich viel los. Ein paar Gestalten lungern auf dem Parkplatz herum und im Parkbüro empfiehlt man uns aufgrund des Nebels mit dem Rundgang zu warten und lieber noch zu frühstücken. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und fahren ins Dorfzentrum von Andasibe. Dort entdecken wir neben einem Stand mit Baguettes, auch einen kleinen Obstmarkt, wo wir unsere Bananenvorräte auffüllen. Zum Abschluss finden wir noch einen kleinen Stand mit Kaffee – was will man mehr?



Parkbesuch mit Indris & Sifakas
Zurück am Parkeingang treffen wir unseren heutigen Tourguide Roger, der in Andasibe als Lehrer arbeitet und versucht der örtlichen Bevölkerung die langfristigen Vorzüge des Umweltschutzes beizubringen. Roger erweist sich als Glücksgriff, da er neben seinem breiten botanischen Fachwissen uns auch einiges über Land & Leute bei unserem 4-stündigen Marsch durch den Park erzählt. So erfahren wir, dass er selbst noch als Jugendlicher auf Lemuren-Jagd gegangen ist und das Halbaffen-Fleisch gegessen hat. Erst mit Eröffnung des Parks und den gebotenen beruflichen Chancen änderte sich Rogers Einstellung gegenüber der Natur und machte ihn zum strengen Verfechter & Botschaft des lokalen Naturschutzes.
Auf unserem Weg Richtung Parkmitte folgen wir den intensiven Schreien der Indris – die größte Lemuren-Art auf Madagaskar mit schwarz-weißem Fell und niedlichen Puschel-Ohren. Diese Schreie am Morgen dienen zur Reviermarkierung, um sich andere Artgenossen vom Leib zu halten und das Revier abzustecken. Ein einzigartiger Laut, den ich nie wieder vergessen werde. Schließlich entdecken wir eine Indris-Familie in den Ästen beim Fressen von Blättern.




Die Tiere lassen sich dabei von den Touristen kaum stören und wir können in aller Ruhe Bilder knipsen bzw. mit dem Fernglas die Handlungen der Indris beobachten – wären da nicht die anderen Touristen diverser Nationalitäten, die in kürzester Zeit auch von der Anwesenheit der Indris erfahren haben und sich nun in Scharen um die Bäume quetschen und aufgeregt vor sich hinpalavern. Nichts wie weg hier denken wir uns und gehen mit Roger weiter in den Urwald hinein!

Je weiter wir in den Wald vordringen, umso spannender wird die Vegetation. Neben riesigen Agaven-Stauden, Farn-Blättern und endemischen Sträuchern und Bäumen zeigt uns Roger immer wieder kleine und große Lebewesen, an denen wir ohne seinem geschulten Auge sicher vorbeigelaufen wären.





Schließlich entdecken wir noch Sifakas, die in den Bäumen abhängen und zwischen diversen Ästen gespreizt ihr Halbaffen-Leben genießen. Wir folgen einige Zeit den Affen immer tiefer ins Gebüsch und genießen die Chance diese Tiere aus einer derartigen Nähe beobachten zu können.



Auf dem Rückweg unserer Tour sehen wir unter anderem noch eine schwarze Boa, die sich sonnend am Fluss aufhält – laut Roger vollkommen harmlos und daher ohne Probleme zu fotografieren.

Zurück am Parkeingang gibt’s erst einmal eine ausgiebige Mittagspause mit Fertig-Asia-Nudeln. Auch wenn die anderen Touri-Gruppen uns etwas ungläubig ansehen, als wir unseren Gaskocher & Kochequipment ausbreiten, genießen wir die Freiheit hier an Ort und Stelle uns ein Mittagessen zubereiten zu können.
Indri-Festival
Anschließend machen wir uns auf den Weg Richtung Dorf, von wo aus den ganzen Tag schon laute Musik zu hören ist. Roger hatte uns während unserem Walk erzählt, dass heute das Indri-Festival stattfindet – ein mehrtägiges Fest, das dazu dient, die Bevölkerung über die Notwendigkeit & Vorzüge des Parks und den Schutz der Indris aufzuklären und das Thema positiv in den Köpfen der Dorfgemeinschaft aufzuladen.
Nachdem wir uns durch die enge Dorfstraße mit unserem Geländewagen gekämpft haben, bleiben wir vor einem großen abgezäunten Feld stehen. Dort ist eine Bühne aufgebaut, diverse Essens- und Getränkestände und sehr laute Musik dröhnt aus den Lautsprechern – so viel zu Naturschutz! 😉




Doch das eigentliche Treiben findet auf der engen Dorfstraße statt, wo neben den normalen Läden auch diverse Glücksspiel-Stände (z.B. Errate, unter welchem Becher sich der Würfel befindet?!) aufgebaut sind. Nachdem wir uns jeweils einen obligatorischen „Indri-Festival-Hut“ gekauft haben, machen wir uns auf Erkundungstour. Mal wieder sind wir die einzigen Weißen weit und breit – aber wir werden wie immer super freundlich empfangen.



An einem kleinen Lose-Stand kaufen wir uns ein paar Lose und gewinnen tatsächlich zwei Plastik-Siebe und Haargummis – was man halt so braucht auf Madagaskar. Ein kleines Mädchen, dem gerade neu Zöpfe geflochten werden, bekommt die Haargummis, zwei andere kleine Kinder die giftgrünen Plastiksiebe – so leicht kann man Kinderaugen zum Strahlen bringen! Auch wir sind glücklich mit unseren Ausflug und fahren zurück zum Parkeingang, wo man laut Reiseführer angeblich campen kann.
Camping am Parkeingang
Das Campsite erweist sich als kleine überdachte Plätze neben ein paar Ranger-Hütten. Nicht gerade der idyllischste Platz, aber da wir heute keine Lust mehr auf eine Weiterfahrt haben, schlagen wir hier unser Zelt auf.
Auch meine Hängematte wird aufgehängt und wir genießen den restlichen Nachmittag faulenzend und lesend. Abends machen wir noch einen kleinen Rundgang zu Fuß – leider treffen wir dabei auf keine weiteren Tiere. Danach wird Abendessen gekocht und mit Sonnenuntergang zu Bett gegangen. Ein weiterer erlebnisreicher Tag geht zu Ende.