Madagaskar – Tag 16: Überfahrt nach Sainte Marie

Der heutige Tag beginnt positiv: Es hat während der Nacht aufgehört zu regnen und vor unserem Bungalow empfangen uns die ersten Sonnenstrahlen.

Blick auf den Bungalow

Wir schlüpfen schnell in unsere Klamotten und machen uns auf den Weg zu einem ausgiebigen Strandspaziergang. Während die meisten Touristen noch schlafen, sind die Einheimischen bereits fleißig. Am Strand landen immer wieder kleine Fischerboote an, die nachts draußen auf dem Meer gefischt haben. Die Netze werden am Strand ausgebreitet und die Frauen helfen beim Sortieren des Fischfangs und Richten der Netze. Es herrscht geschäftiges Treiben.

Je weiter wir in den Norden laufen, desto ruhiger wird es. Der Strand ist immer wieder gesäumt von Palmen und der Boden bedeckt mit jeder Menge Korallen und kleinen Muscheln, die das Meer angeschwemmt hat. Ein schöner Start in den Morgen, so ein Spaziergang am Strand.

Um Punkt 7 Uhr finden wir uns in der offenen Bar am Strand ein, wo wir uns am Abend zuvor mit der Frau verabredet hatten, die unsere Passnummern für die Bootsüberfahrt notiert hatte. Weit und breit keine Menschenseele, nur ein paar streunende Hunde schleichen immer wieder vorbei. Nach einer halben Stunde warten erscheint schließlich die Kellnerin vom Vorabend und meint, dass der Verantwortliche bald auftauchen sollte. Nach weiteren 40 Minuten ungeduldigen Wartens schleicht schließlich eine Person herbei, die so aussieht, als könne sie uns weiterhelfen. Nach einem ausgiebigen Blick in seine zerfledderde Kladde mit fein säuberlich notierten Daten, gibt er uns ein Zeichen zu warten und versucht per Handy scheints den Kapitän des Boots zu erreichen. Dieser ist allerdings noch nicht wach – der Anruf bleibt unbeantwortet. Jetzt heißt es wieder warten. Während diverse andere Einheimische und Touristen sich nach und nach in die Kladde eintragen lassen (scheints haben die vorsorglich vorab schon reserviert), warten wir ungeduldig auf eine Information, ob wir heute auf die Insel übersetzen dürfen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, werden wir schließlich mit einer Armbewegung herbeizitiert und unsere Daten aufgenommen. Nach 2,5 Stunden warten ist also klar – wir kommen heute auf die Insel.

Spannendes Toiletten-Geschäft

Schnell zurück zur Bungalow-Anlage, Rucksäcke gepackt, Bungalow bezahlt, kurz gefrühstückt und zurück zum „Fähranleger“. Dort herrscht schon Gedränge: Touris wie Einheimische warten in der bereits aufkommende Mittagshitze am Strand auf die Fähre, während diverse Strandverkäufer Wasser, Kokosnüsse und diverse brauchbare wie unbrauchbare Souvenirs versuchen an den Mann oder die Frau zu bringen.

Zwischen die deutschen Socken-in-Trekking-Sandalen-Trägern, mischen sich madagassische Großfamilien und Individualtouristen sowie Touri-Gruppen. Von jedem Menschenschlag ist was dabei – und wir mittendrin.

Geduldiges Warten auf die Fähre

Ein nervenaufreibendes, aber auch sehr unterhaltsames Spektakel, wenn man es mit der während er letzten zwei Wochen gewonnenen Gelassenheit betrachtet. Doch das richtige Highlight ist die Abfertigung der Passagiere: Die Fähre muss ein paar hundert Meter vor dem Strand ankern, da der Anlegesteg kaputt und der Strand zu flach ist, um näher ranzufahren: Mit kleinen, wackligen Motorbooten, werden jeweils 15 – 20 Touristen von und zur Fähre gebracht. Jeder ausgestattet mit einer Schwimmweste, da v.a. die Einheimischen selten schwimmen können. Das Ganze gleicht optisch den Berichterstattungen aus dem Fernsehen über überfüllte Flüchtlingsboote, die aktuell immer wieder versuchen das Mittelmeer zwischen Afrika und Europa zu überwinden.

Überfahrt zum Fährschiff

Hat man dann schließlich mit dem Motorboot die Fähre erreicht, kraxelt man mit seinem Gepäck über die schwankende Reling aufs Fährschiff. Mal eine andere Art zu reisen!

Wir im überfüllten Fähr-Zubringerboot – jetzt bloß nicht kentern

Schließlich werden alle unter Deck manövriert, wo man sich beschallt von madagassischen Musikvideos, die in Dauerschleife von den vorne angebrachten Fernsehern tönen, einen Sitzplatz sucht. Das Boot schaukelt schon jetzt bedenklich stark, wie das wohl bei der Fahrt werden soll? Spätestens als jedem Passagier eine Spucktüte in die Hand gedrückt wird, erübrigt sich diese Frage. Die 5-stündige Überfahrt wird entsprechend lang und wir sind froh, als das Boot schließlich nachmittags an der Insel Sainte Marie ankert und wir zusammen mit den ganzen seekranken Reisenden das Schiff verlassen können.

Nachdem wir unser Rückfahrticket in 2 Tagen (man lernt ja aus seinen Fehlern) am gegenüberliegenden Ticket-Häuschen erstanden haben, nehmen wir uns ein gelbes Coco-Taxi, das uns zum südlichsten Punkt der Insel fahren soll. Von dort aus geht es mit einem schmalen Einbaumboot zum anderen Ufer, der Insel Ile aux Nattes.

Diese kleine Inselschwester gilt als „Aussteiger-Insel“, die deutlich weniger touristisch und entspannter sein soll als ihre große Schwester und so ist es auch: Neben einer Reggae-Bar mit etwas verschroben wirkenden Typen, wird man hier herzlich empfangen und von jedem begrüßt. Die Uhren scheinen hier noch langsamer zu ticken als auf dem Festland.

Ein brauner Maki begrüßt uns auf Ile aux Nattes

Zu Fuß machen wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Nachdem wir uns mehrfach verlaufen bzw. an diversen Unterkünften unwissentlich vorbeigelaufen sind, erreichen wir schließlich eine kleine Bungalow-Anlage mit sechs Bungalows am Strand, die von Einheimischen geführt wird. Für 10€ können wir hier bleiben. Leider stellt sich erst nach genauerem Hinsehen heraus, dass das Wort „Sauberkeit“ bei den Hütten nicht sonderlich groß geschrieben wird. Wir sind allerdings zu erschöpft, um nochmals loszuziehen und beschließen zumindest eine Nacht hier zu bleiben.

Nach einer kurzen Abkühlung im Meer bei Sonnenuntergang, genießen wir noch frische Calamares zum Abendessen und lassen den Abend bei Sprite und Bier ausklingen. Wir habens geschafft – wir sind auf Sainte Marie bzw. Ile aux Nattes!

Allein am Traumstrand