Kurz nach Sonnenaufgang sitzen wir wieder in unserem Pajero und zuckeln zurück Richtung Hauptstraße. Natürlich nicht, ohne einen kurzen Abstecher zum Strand gemacht zu haben und noch einmal von dem idyllischen Ort Manambato Abschied zu nehmen.

Frühstück in der Hafenstadt Toamasina
Die Hafenstadt Toamasina empfängt uns in typischer Hafenstadtmanier: Grauer Himmel, etwas verruchte Stimmung und dazwischen ein paar zwielichtige Gestalten und dunkle Ecken. Nachdem wir uns vorbei an den ganzen Tanklastern gestaut haben, die alle auf Ihre Beladung warten, folgen wir der Beschreibung im Reiseführer, um zur einstigen Flaniermeile aus der Kolonialzeit zu gelangen. Dort soll es neben Frühstücksmöglichkeiten auch einen Geldautomaten geben. Wir planen nämlich am nächsten Morgen mit dem Boot Richtung Sainte Marie überzusetzen und davor wollen wir noch einmal unser Bargeld aufstocken, um genügend Geld dabei zu haben.
Nach einem kurzen Frühstück mit Kaffee und Toast beschließen wir zu Fuß einen Spaziergang durch Toamasina zu unternehmen – per Pedes lernt man eine Stadt und ihre Dynamik am Ende doch immer am besten kennen. Und tatsächlich zeigt sich Toamasina von einer viel schöneren Seite, als anfangs vermutet. Zwar wurden die meisten kolonialen Gebäude von den fast jährlich wiederkehrenden Zyklon-Unwettern stark in Mitleidenschaft gezogen, dennoch macht es Spaß deren frühere Funktionalität herauszufinden und durch die Straßen zu schlendern. Immer wieder entdeckt man etwas ramponiert aussehende „weiße Locals“, die nach der Entkolonialisierung Madagaskars in Toamasina geblieben sind. Auffällig dabei, dass es sich primär um Männer (60+) handelt, die scheints eine Art eingeschworene Gemeinschaft formen und deren Frauen sich bereits vor Jahrzehnten wieder dem europäischen Kontinent zugewandt haben. Zu gerne würden wir die ein oder andere Geschichte hinter den gezeichneten Gesichtern erfahren…





Auf unserem Spaziergang gelangen wir schließlich an den Strand mit vorgelagerten Hafen, der zwar aufgrund der Hafennähe nicht zum Baden einlädt, allerdings trotzdem sehenswert ist. Trotz der Morgenstunde, ist hier einiges los: Neben einem Fußballmatch und grasenden Ziegen, findet hier auch eine Art Strand-Kirmes statt. Mehrere Dutzend bunte Strandstühle und Schirme wurden hier aufgebaut, ein Kinder-Riesenrad, ein Karussell und einige Essensstände. Leider sind wir noch zu früh dran, weshalb die Geschäfte alle noch geschlossen haben – zu gerne wär ich mit dem Riesenrad gefahren!








Auf dem Weg zurück füllen wir noch unsere Lebensmittel- & Getränke-Vorräte auf und machen uns dann mit dem Auto wieder weiter auf den Weg Richtung Norden.
Mittagspause in Foulpointe
Die Straße wir dabei zunehmenden schlechter. Asphalt wird abgelöst von Sand-Lehm-Pisten und auch die Schlaglöcher mehren sich. Um die Mittagszeit, als die Temperatur über die 35 Grad Marke klettert, sinkt neben der Energie auch die Stimmung und ich kann Max überreden im Badeort Foulpointe Halt zu machen. Nachdem wir von der Hauptstraße ins Dorf abbiegen, fange ich an das Vorhaben zu bereuen – überall laute Musik, reges Treiben und ein Stand nach dem anderen, der Badeequipment, Essen oder Getränke vertreibt. Eine gemütliche Rast sieht anders aus. Als wir auf einem großen Platz das Auto parken und gleich die ersten Verkäufer angelaufen kommen, um uns Getränke, Krabben oder Eis zu verkaufen, sinkt Max Stimmung noch weiter. Doch der Blick auf das Meer und den Strand ist einfach zu verheißungsvoll und wir beschließen zu bleiben. Und auch die Verkäufer sind leicht mit einem klaren „NEIN“ abzuwimmeln. Wir mieten uns zwei bunte Liegen mit x-fach geflickten Sonnenschirm und machen es uns am Strand gemütlich. Nach kurzem Plantschen im Meer, das eine ziemlich starke Strömung aufweist und erklärt, warum die Einheimischen hier nur im knietiefen Wasser sitzen anstatt groß schwimmen zu gehen, legen wir uns auf unsere Liegen und genießen das bunte Treiben. Wir sind die absoluten Exoten hier am Strand, da dieser Badeort scheinbar primär von den Bewohnern der Stadt Toamasina als Ausflugsort genutzt wird. Weiße Touris schienen sich hier selten unter die Badegäste zu mischen.
Neben Kokosnuss- & Eis-Verkäufern, gibt es hier auch ein reiches Angebot an Köstlichkeiten: Riesige Platten mit Meerestieren, Fischen, Fleischspießen, Reis & Gemüse werden hier von den Verkäuferinnen akrobatisch auf den Köpfen balanciert und zum Kauf angeboten. Diese kann man sich dann zum Teil frisch rausbraten lassen. Da wir unsere Mägen nicht überstrapazieren wollen, begnügen wir uns mit einer frisch geköpften Kokosnuss, obwohl das Angebot sehr lecker aussieht. Nach zwei Stunden Trubel und spannenden Beobachtungen fahren wir schließlich wieder weiter. Ich hätte ewig hier liegen bleiben und das Treiben beobachten können, aber wir haben ja noch ein paar Kilometer vor uns.
Ankunft in Mahambo
Bei unserer Weiterfahrt gen Norden machen wir plötzlich eine unerwartete Entdeckung. Am Straßenrand steht malerisch eine riesige Nikolaus-Figur, die vor Palmen und Meer komplett surreal wirkt. Wer auch immer diese Figur hier aufgestellt hat, sie bietet auf jeden Fall einen super Fotostopp.

Am Nachmittag kommen wir schließlich in Mahambo an. Ein wunderschönes, entspanntes Fleckchen Erde, direkt am Meer. Wir entscheiden uns in der etwas teureren Unterkunft La Pirogue zu bleiben, da dort auch ein bewachter Parkplatz angeschlossen ist, auf dem wir unser Auto für zwei Tage mit gutem Gewissen stehen lassen können, wenn wir am nächsten Tag auf die Insel Sainte Marie übersetzen. Wir beziehen einen traumhaft schönen Bungalow mit Blick aufs Meer, nur zwei Dinge trüben das Urlaubsidyll ein wenig: Zum einen setzt langsam Regen ein, zum anderen eröffnet man uns an der Rezeption, dass eine Buchung der Fähre nach Sainte Marie nicht möglich ist, da bereits alle Plätze besetzt sind. Erst in vier Tagen könne man wieder auf die Insel übersetzen. Zwar hatten wir uns von Deutschland aus bereits über die Fähroptionen informiert, dass man hier tatsächlich vorab reservieren muss, war uns tatsächlich nicht in den Sinn gekommen. Aber wir lassen uns nicht entmutigen und versuchen unser Glück beim nahe gelegenen Fähranleger, oder was davon noch übrig ist. Ein eingebrochener Steg am Strand lässt vermuten, dass hier einmal die Fähre angelegt hat, bevor scheinbar ein Sturm die Holzkonstruktion zerstört hat. Wir fragen diverse Personen nach dem Ticketverkauf, bis wir schließlich auf eine unscheinbar aussehende Frau verwiesen werden, die uns anbietet unsere Passnummern zu notieren. Sie könne uns nichts versprechen, aber wir sollen am nächsten Tag um 7 Uhr morgens vorbeikommen, dann würde sich alles klären.

Da wir heute nichts mehr ausrichten können, lassen wir den Abend mit einem leckeren Abendessen, Banana Flambée und Rhum Arangée ausklingen in der Hoffnung, dass morgen alles klappt.