Madagaskar – Tag 12: Ranomafana und seine Goldene Bambus Lemuren

Da wir in den letzten Tagen nicht sonderlich viel Zeit hatten uns Gedanken über die weitere Route zu machen, beschließen wir wieder gen Norden aufzubrechen und je nach Straßenverhältnisse, Lust und Laune zu entscheiden, wo wir Halt machen.

Neblige Straßen und traumhafte Landschaften

Nach erneutem Frühstück im kleinen Café am Busbahnhof (bei so einer Reise mit täglich wechselndem Schlafplatz freut man sich ja, wenn man einmal die Gelegenheit hat kurzzeitig etwas Beständiges zu haben – selbst wenn es nur Tee & Omelette ist) fahren wir los. Heute ist es zum ersten Mal neblig und sehr kühl morgens – was zwar das Autofahren noch etwas gefährlicher macht (die Lastwagen- & Autowracks am Straßenrand sprechen Bände), die Landschaft allerdings umso mystischer und einzigartig aussehen lässt.

KARENJY – Autos made in Madagascar

Als wir wieder die Stadt Fianarantsoa passieren, hat Max die Idee die lokale Karenjy Autofabrik zu besuchen – die erste afrikanische Automarke: 1984 gegründet, wurden das madagassische Gefährt mit einigen Unterbrechungen seither auf Madagaskar in Handarbeit, ohne Fließbänder oder Roboter, gefertigt. Die etwas gewöhnungsbedürftigen Blechdosen sollen den schroffen Straßenverhältnissen trotzen und ohne großen Luxus seine Passagiere sicher von A nach B bringen. Während die Einheimischen immer wieder stolz von Karenjy als „afrikanischen Hummer“ schwärmen, finden wir eher, dass das Auto dem Papa-Mobil des Papstes ähnelt. Was denkt ihr?

KARENJY – robuste, madagassische Handarbeit © KARENJY.mg

Laut Internetrecherche sollen vor Ort Besichtigungen möglich sein – warum also nicht hinfahren? Wir biegen von der geteerten Hauptstraße auf eine wuselige, unbefestigte Marktgasse ab, die uns laut Google Maps zur Fabrik bringen soll. Nach 15 Minuten Irrfahrt durch chaotische Straßenverhältnisse kommen wir schließlich vor einem Fabriktor an. Wenn die neu gebauten Autos hier zum ersten Mal losfahren, können sie gleich auf den ersten Kilometern beweisen, was in ihnen steckt. Wenn sies bis zu Hauptstraße schaffen, dann sollten sie so schnell nicht zu stoppen sein…

Leider erklärt man uns, dass aufgrund des Wochenendes keine Besichtigung der Fabrik möglich ist und wir müssen leider wieder zurückrumpeln. Kurz vor der Hauptstraße machen wir noch an einem netten Schmalzgebäck Straßenimbiss halt, wo gerade frische Teigbällchen in runden Formen im Fett rausgebacken werden. Für ein paar Cent erhalten wir 5 heiße Bällchen in Zeitungspapier gewickelt und ein Erinnerungsbild von den Standbesitzern. Kurz darauf stoppen wir erneut am Straßenrand – immerhin sind wir noch auf der Suche nach Souvenirs für Max‘ Neffen und haben im Vorbeifahren ein paar bunte Holzautos entdeckt. Leider stellen sich die bunten Spielsachen nicht als sonderlich ansehnlich heraus. Die Erinnerungsbilder mit den Kindern, die sich gerne fotografieren lassen, sind umso schöner.

Weiter geht’s Richtung Ranomafana – einem Park östlich der Hauptstraße, der von dichtem Regenwald durchsetzt ist und die seltenen Golden Bambus Lemuren beheimatet. Die Fahrt geht über eine gut befestigte, aber kurvenreiche Teerstraße an einem Fluß entlang, vorbei an einem schönen Wasserfall, bis wir schließlich beim Park Headquarter ankommen.

Dort scheinen bereits ein Dutzend Touri-Gruppen in den Regenwald aufgebrochen zu sein, den ganzen Tour-Bussen nach zu schließen (erinnert ihr euch an den Aggro-Kampfigel „Sieglinde“, deren Bus steht ebenfalls auf dem Parkplatz). Da zur Mittagszeit die Tierwelt – ähnlich dem Menschen – sich größtenteils vor der Mittagshitze versteckt und im Falle der Affen träge in den hohen Baumwipfeln hängt oder schläft, verlegen wir unseren Park Besuch auf den späten Nachmittag. Dann soll laut den Guides auch kaum noch Touristen im Park sein und man kann deutlich ungestörter die Natur genießen. Wir fahren also Richtung dem Dorf Ranomafana, das einige Höhenmeter unterhalb des Parks liegt und für seine Therme bekannt ist. Auch wenn man nicht sicher ist, ob das thermale Wasser nicht aufgrund seiner nachgewiesenen Radioaktivität zweifelhafte Heilkräfte aufweisen soll, wollen wir uns das einmal ansehen. Um zur Therme zu gelangen, müssen wir zu Fuß eine notdürftig geflickte Brücke überqueren. Diese wird scheinbar bei dem beinahe jährlich eintretenden Zyklon regelmäßig weggeschwemmt, was dazu führt, dass man sich bzgl. nachhaltiger Brückenstabilität scheints keine Gedanken mehr macht.

Da es laut Reiseführer auf dem Gelände der Therme Campingplätze geben soll, nehmen wir diese genauer in Augenschein. Dabei verlaufen wir uns auf dem weitläufigen Gelände und landen schließlich vor einem Dutzend Kabinen, die bei näherer Betrachtung jeweils eine Art Badewanne beinhalten, die wohl auf Wunsch mit Thermenwasser befüllt werden und mehrere Badegäste beherbergen können. Eine etwas befremdliche Vorstellung angesichts der heruntergekommenen Wannen und der nicht gerade gemütlichen Atmosphäre der dunklen, hölzernen Badehütten. Da nirgends eine Menschenseele auf dem Gelände zu entdecken ist und wir scheinbar auch am eigentlichen thermalen Schwimmbecken vorbeigelaufen zu sein scheinen, verlassen wir das Thermengelände unverrichteter Dinge. Die Suche nach einem geeigneten Camping- oder Schlafplatz geht weiter. Wir kurbeln uns zurück die kurvige Straße hinauf Richtung Park und versuchen eine bezahlbare Unterkunft ausfindige zu machen. Neben mehreren Luxus-Ressorts finden wir schließlich eine von außen unscheinbare, aber liebevoll von Einheimischen gepflegte Bungalow-Anlage namens Foret Austral.
Nach einem kurzen Mittagssnack mit Banane und Leberwurst-auf-Cracker (man gönnt sich ja sonst nichts) machen wir uns wieder auf zum Parkeingang.

Auf der vierstündigen Wanderung laufen wir kreuz und quer durch den Regenwald. Teils auf Trampelpfaden, teils querfeldein kämpfen wir uns durch dickes Gebüsch. Unser Guide beweist eindrucksvoll seine botanischen Kenntnisse und Erfahrung mit Lemuren, auch wenn dies bedeutet, dass er wild Tierschreie von sich gebend durch den Wald sprintet, um uns die für den Park berühmten Golden Bambus Lemuren zu zeigen und diese im optimalen Winkel für die Kamera zu präsentieren. Dabei helfen ihm bereits kleine Indizien (heruntergefallene, kleine Bambusäste, die von Lemuren abgeknabbert wurden), um auf die Fährte von den Halbaffen zu kommen. Wir genießen den Aufenthalt im Park, bei dem wir keinen einzigen anderen Touristen zu Gesicht bekommen und vollkommen ungestört die Tiere beobachten können – beim Bambus mampfen, Schlafen, Feigen knabbernd oder einfach nur von Ast zu Ast springend. Auch andere Tiere bekommen Gesicht – wie z.B. ein Chamäleon , das perfekt ein vertrocknetes Blatt nachahmend am Wegrand abhängt und auf Beute wartet.

Auf dem Rückweg zum Bungalow bleiben wir bei Sonnenuntergang noch an einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Wasserfall stehen und kochen uns mit dem Gaskocher eins der mitgebrachten Fertiggerichte (Asia Noodles in Teryaki Sauce) – das Ganze unter Aufsicht der neugierigen Augen eines „Baustellen-Wächters“, der nicht ganz überzeugt von unseren Kochkünsten zu sein scheint.