Madagaskar – Tag 9: Der „überreiste“ Max und ein kaputter Ersatzreifen

Das heutige Etappenziel heißt Ambalavao – der Ort, von dem aus man laut Reiseführer eine Besteigung des zweithöchsten Berges Madagaskars, den Pic Boby, organisieren kann.

Frühstück in Ambositra

Um pünktlich vor Sonnenuntergang Ambalavao zu erreichen und auf der Strecke auch ein paar Zwischenstopps einlegen zu können, klingelt unser Wecker sehr früh am Morgen und wir bauen bei eisigen Temperaturen unser Zelt ab und starten über die Nationalstraße RN7 Richtung Süden. Vorbei an malerischen und zum Teil noch leicht nebelverhangene Reisfeldern, schwer beladenen Fahrradfahrern, die mehrere Säcke Kohle auf ihr Rad geschnallt haben und zum Teil halsbrecherisch die kurvigen Abfahrten nehmen. Da bleibt nur zu hoffen, dass ihnen nicht irgendwann die Bremsen versagen….

Am Vormittag erreichen wir dann Ambositra – eine quirlige Durchgangsstadt, die übersetzt „wo es viele Rinder gibt“ bedeutet. Viele Rinder sehen wir dort zwar nicht, dafür umso mehr Rikschas, welche schwer beladen die steile Durchgangsstraße den Stadthügel hinaufgezogen werden, beziehungsweise abenteuerlich hinuntergeschossen kommen. Der perfekte Ort, um einen Frühstücksstop einzulegen und sich die Beine etwas zu vertreten. Unser Spaziergang führt vorbei an vielen bunten Verkaufsständen mit Obst, Fleisch, Kleidung oder aber auch bunter Chinaware. Danach einmal quer über den verwinkelten Markt auf dem unter anderem zig verschiedene, kunstvoll aufgerichtete Reissorten in großen Säcken angeboten werden – dazwischen jede Menge Hühner, Katzen, kleine Kinder und Dreck – Hygienestandards Fehlanzeige, dafür eine Achterbahn der Gefühle für unsere europäischen Nasen. Auf dem Rückweg zum Auto gönnen wir uns in einem kleinen Café noch eine Tasse Kaffee und genießen den Blick auf das geschäftstüchtige Treiben der Stadt. Hier ein paar Impressionen von Ambositra:

Mittags-Stopp in Fianarantsoa

Um die Mittagszeit knurrt der Magen und wir entscheiden uns, die sehr volle, sehr laute und belebte Stadt Fianarantsoa für eine Mittagspause zu nutzen. Nachdem wir einen einigermaßen vertrauenswürdigen Platz für unser Auto direkt vor dem Bahnhof der Stadt gefunden haben, gehen wir erneut zu Fuß auf Erkundungstour. Neben einem Mittagssnack wollen wir auch noch ein wenig Obst für die Wanderung am nächsten Tag – sofern wir diese so spontan organisiert bekommen – einkaufen. Auf dem Weg zur Haute Ville, d.h. dem auf dem Hügel gelegenen Teil der Stadt, finden wir ein von außen unscheinbar wirkendes Restaurant namens „Chez Ninie“, das sich als Glücksgriff herausstellt: Ein vermeintlicher Hotspot für Studenten mit gemütlichen Innenhof und traumhaften Blick auf die Stadt, wo man für kleines Geld riesige Portionen Asia-Reis erhält. Kein Wunder, dass die Studenten gerne ihre Mittagspause hier verbringen und neben günstigen Reisgerichten diverse Flaschen Rum zu vernichten scheinen. Student müsste man wieder sein… In Hinblick auf unsere noch bevorstehenden Kilometer begnügen wir uns mit dem Tagesgericht (Reis mit Hühnchen und Karottensalat) für Max und gebratenen Gemüsereis für mich. Da ich mich nach der Hälfte der riesigen Portion geschlagen geben muss, Max aber nichts stehen lassen will – verputzt er beide Teller und hängt danach vollkommen „überreist“ in den Seilen. Jetzt wär ein Schnapps doch keine schlechte Idee gewesen…

Doch keine Mündigkeit vortäuschen – weiter geht unsere Erkundungstour durch die Stadt zum zentralen Markt – wo wieder Alles und Nichts angeboten wird. Die handgemachten Kinder-Kicker passen leider nicht ins Gepäck und auch das Eisangebot ist zwar verlockend, aber nicht so vertrauenswürdig als dass man sich freiwillig eine Magenverstimmung einfangen möchte. Mit Blick auf die Uhr entscheiden wir uns für den Rückweg auf direktem Weg. Laut Reiseführer soll es einen schnurgeraden Fußweg von der Haute Ville zurück zum Bahnhof geben. Dieser anfänglich interessante Weg vorbei an kleinen Häusern und Wasserstellen, wird nach und nach schmaler und führt uns schließlich vorbei an den Abwässern der Stadt, die lediglich durch eine offene Rinne den Hügel hinuntergeleitet werden auf ein Reisfeld. Ich hätte vielleicht doch die Turnschuhe und nicht meine offenen Birkenstock Sandalen anziehen sollen… Danach laufen wir noch durch enge Gassen des vermeintlich ärmsten Viertel der Stadt, um endlich an der Bahnhofsstraße anzukommen. Ob dieser Weg wirklich der romantische Abstieg gemäß des Reiseführers war, bleibt offen. Spannend und abwechslungsreich war es allemal.

Doppel Plattfuß

Jetzt dürfen wir uns aber sputen, da wir noch einige Kilometer Fahrt vor uns haben. Doch ein kritischer Blick auf unseren immer platter aussehenden „Problem-Reifen“ sagt mir, dass wir lieber noch einmal an einer vertrauenswürdigen Tankstelle in der Stadt Halt machen sollten, um unseren Reifen zu checken, bevor wir weiterfahren. Eine gute Entscheidung, wie sich später rausstellen sollte, da sich beim Tausch des „Problem-Reifens“ mit unserem Ersatz-Reifen zeigt, dass dieser ebenfalls ein Loch hat. Gut, dass wir nicht irgendwo in der Pampa hängengeblieben sind, um dort unseren Doppel-Platten festzustellen. Glück im Unglück also. Der Reifen ist schnell geflickt und wieder montiert – das Ganze für umgerechnet nicht einmal 5 Euro. Es kann weitergehen.

Wanderpläne in Ambalavao

Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir an unserem heutigen Ziel an – Ambalavao. Wir beziehen einen kleinen Bungalow in der Unterkunft Aux Bougainvillées. Das nicht gerade freundliche Hotelpersonal vermittelt uns auf Nachfrage einen „Local Tour Organisator“, der hier scheinbar alle Fäden für einen erfolgreichen Pic Boby Aufstieg in den Händen hält. Nach einigen Informationen über den Aufstieg auf den Pic Boby lassen wir uns von der Idee einer 2-tägigen Wandertour mit Zeltübernachtung auf halber Strecke überzeugen. Nach langer Verhandlung können wir den Preis ordentlich nach unten drücken – auch wenn das bedeutet, dass wir „nur“ von 2 statt 3 Trägern begleitet werden und wir daher selbst Sachen mit dem Rucksack tragen müssen. Davon waren wir allerdings von Anfang an ausgegangen, daher freuen wir uns über die gesparten Euros. Da es morgens um 7 Uhr losgehen soll und am frühen Abend der Strom ausfällt, beschließen wir zeitig ins Bett zu gehen, um für die morgige Bergtour fit zu sein. Pic Boby, wir kommen!