Als wir am dritten Tag in unserem Zelt in Antsirabe aufwachen, sind wir voller Tatendrang. Nach kurzer Stadtbesichtigung wollen wir heute die gut 500 Kilometer lange Strecke nach Morondava an die West-Küste zurücklegen. Wer schon einmal Bekanntschaft mit typischen afrikanischen Straßenverhältnissen gemacht hat, kann sicher nachvollziehen warum wir nicht 100%-ig sicher sind, ob wir die Strecke schaffen werden.
Madagaskars zweitgrößte Stadt – Antsirabe
Doch zuerst ein kurzer Spaziergang durch die Straßen Antsirabes – eine quirlige Industriestadt, die aufgrund ihrer heißen Quellen schon zu Kolonialzeiten große Aufmerksamkeit genoss.
Das Stadtbild ist geprägt von den vielen Pousse-Pousse Fahrern (Rikscha-Fahrer), die einem an jeder Ecke fragen, ob man nicht mitfahren möchte. Wir lehnen dankend ab, da wir zum einen froh sind uns vor der langen Autofahrt noch die Füße vertreten zu können und außerdem erscheint uns die Idee sich von jemand anders in einer Rikscha zu Fuß tragen zu lassen etwas befremdlich – auch wenn wir damit das örtliche Business unterstützen würden.
Wir genießen noch kurz ein leckeres Frühstück mit Kaffee & Pain au Chocolat – eines der vielen kolonialen Erben der Franzosen auf Madagaskar neben Kolonialbauten, welche die ganze Stadt prägen. Dann geht’s ab auf die Straße.
Verkaufsstand mit heißer Nudelsuppe, Antsirabe „Pousse-Pousse“ oder Rikscha-Fahrer, Antsirabe Bahnhof im Kolonialstil, Antsirabe Max beim Frühstück – Kaffee & Pain au Chocolat, Antsirabe Gemischtwarenladen, Antsirabe Kinderflugzeug, Antsirabe Hotel im Kolonialstil, Antsirabe
Weiterfahrt nach Morondava
Leider sitzt uns die Zeit im Nacken und wir verlassen zügig Antsirabe, um noch vor Einbruch der Dunkelheit die 500km entfernte Küstenstadt Morondava zu erreichen.
Die Strecke ist vor allem im ersten Teil sehr kurvig und hügelig. Hinter jeder passierten Bergkuppe erstreckt sich eine komplett andersgeartete Landschaft. Es wechseln sich Gebirgszüge mit Flüssen und Reisefeldern stetig ab, wodurch die Fahrt nie langweilig wird. Leider bleibt uns kaum Zeit um die Landschaft in ihrer ganzen Schönheit zu genießen und mit der Kamera festzuhalten, da wir nur langsam vorankommen. Die Straßenverhältnisse wechseln sich regelmäßig ab – je nachdem, ob der Straßenabschnitt von chinesischen Investoren oder EU Fördergelder geschaffen wurde und wie lange der Straßenbau bereits zurück liegt, fallen Qualität, Straßenmarkierung und Fahrbahnbegrenzung aus. Die Anzahl der Schlaglöcher erhöht sich stetig, was immer wieder zu abenteuerlichen Spontanbremsungen oder kurvigen Ausweichmanövern von uns oder aber auch dem entgegenkommenden Verkehr führt. Nachdem wir die Stadt Miandrivazo hinter uns gelassen haben, wird das Gelände langsam flacher, die Hitze erreicht ihren Höhepunkt mit über 40 Grad Außentemperatur und wir legen einen kurzen Mittagsstopp mit Kiri Kiri Käse auf Weißbrot ein.
Das letzte Drittel der Strecke weist eine deutlich grünere und fruchtbarere Landschaft auf als die vorangegangenen Kilometer. Rechts und links geht’s an grünen Reisfeldern vorbei. Baobab-Bäume säumen die letzten Kilometer unserer Strecke nach Morondava (Baobabs auch Affenbrotbäume genannt – eine Baumart mit sehr dickem Stamm, weichem Holz und bizarr wachsenden Ästen; eins der Wahrzeichen Madagaskars).
Nachdem wir uns mit unserem Geländewagen durch das dichte Markt-Gedränge von Morondava gekämpft haben, kommen wir erschöpft aber glücklich in unserer Unterkunft Trecicogne an. Leider ist Camping in der Stadt nicht möglich, daher nehmen wir uns ein kleines Zimmer mit wunderbaren Blick auf den ins Meer mündenden Fluss. Den Abend lassen wir mit einem kurzen Strandspaziergang bei Sonnenuntergang und anschließendem Erbseneintopf mit Zebu-Fleisch (madagassische Rinderart mit markantem Buckel) und jeder Menge Bier ausklingen.